Full text: Das Altertum (Teil 1)

Pallas Athene, auch Pallas ober Athene genannt, ist bie Tochter 
bes Zeus, bie strenge, weise Jungfrau, bie bett Willen bes Himmels¬ 
gottes aus Erben vollführt, benn bent höchsten Gotte geziemte es 
nicht, sich mit bem einzelnen zu befassen. Nach ber Sage sollte sie 
in voller Waffenrüstung bent Haupte bes Zeus entstiegen sein, benn 
sie ist Kriegsgöttin unb Göttin ber menschlichen Kultur zugleich. Sie 
ist bie Beschützerin bes georbneten Staatswesens, ber sriebXichen Ge¬ 
werbe unb ber Wissenschaft, aber sie führt auch bie Bürger im Kampfe 
für bas Vaterlanb an unb beschützt bie Helben im Schlachtgetümmel. 
Die höchste Verehrung genoß sie in Athen. Hier, aus bem Burgberge, 
staub ein altes Heiligtum, bas Erechtheion, in bent ein altes Holzbilb 
ber Göttin, bas vom Himmel gefallen sein sollte, aufbewahrt würbe. 
Daneben aber erbauten bie Athener in ber Blütezeit ihres Staates 
einen neuen, prächtigen Tempel, besten Dach von schönen ionischen Säulen 
getragen würbe unb in besten Jnnenraume bas Stanbbilb ber Athene, 
von bent Meister Phibias geschaffen, in w unb er voller Schönheit prangte. 
Auch bieses Stanbbilb war aus Golb unb Elsenbein hergestellt, ber 
lange, schwere Mantel war aus gebiegenent Golbe unb konnte abgenommen 
werben. Zwischen biesen tieiben Tempeln staub ein kolossales Erzbilb 
ber Athene in voller Waffenrüstung, bie Pallas Promachos (Vor¬ 
kämpferin), auch ein Werk bes Phibias. Hoch schaute sie von bent 
Burgfelsen über bas Meer hin; wenn bie Schiffer um bas Vorgebirge 
Sunium an ber Sübspitze von Attika fuhren, glänzte ihnen halb bie 
golbene Lanzenspitze ber Göttin entgegen. Im Tempelbezirk staub auch 
ber nach ber Sage von ber Göttin selbst gepflanzte heilige Ölbaum. 
In Athen würbe ber Göttin zu Ehren ein Fest gefeiert, bie 
Panathenäen (bas Fest aller Athener). Es erfüllte eine Woche ant 
Enbe bes Juli unb ant Anfange bes August unb würbe jebes Jahr 
gefeiert, nur mit bent Unterschiebe, baß alle vier Jahre bie Festlich¬ 
keiten besonbers großartig waren. Musikalische unb gymnastische Wett- 
kämpfe folgten aufeinanber. Sänger, Zither- unb Flötenspieler, Ringer, 
Faustkämpfer, Diskuswerfer unb Renner warben um bett Preis, einen 
Kranz von bett Zweigen bes Ölbaumes. Der Höhepunkt bes Festes 
war ber große Zug auf bie Akropolis am Geburtstage ber Göttin. 
Ein mit allerlei Bilbwerk geschmückter Teppichmantel, ben bie attischen 
yrauen gewebt hatten unb mit bem bas Athenebilb im Erechtheion 
bekleibet werben sollte, war als Segel in einem Schiffe aufgehängt, 
bas auf Rollen fortbewegt würbe. 
Dieses Schiff würbe von ber Bürgerschaft bis zum Tempel be¬ 
gleitet. Die Jungfrauen trugen Körbe mit Opfergeräten auf bem 
Haupte, Greife unb Greisinnen gingen hinter ihnen her mit Ölzweigen.
	        
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