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im Volke ließ sich indes so leicht nicht beschwichtigen, der Sieg über
die Regierung reizte zu neuen Ansprüchen. Dazu kam, daß die Unzu¬
friedenheit der Bürger von einer ränkesüchtigen Hofpartei absichtlich
genährt wurde. Ein ehrgeiziger, sittenloser Geistlicher, der Coadjntor
(Vertreter) des Erzbischofs von Paris, Gondi, vereinigte alle die
Höflinge, die Mazarin stürzen wollten, zu einem Bunde, deu man
spottweise die Fronde*) nannte. Im Grunde wollte er nichts weiter,
als die Königin zwingen, ihm beim Papste die Kardinalswürde aus¬
zuwirken. Gondi und ein Herzog von Beaufort reizten den Pöbel
auf und ermutigten das Parlament zu fernerem Widerstände. Sie
gewannen sogar den General Tur einte, der noch mit einem Heer an
der Westgrenze stand, und den Statthalter der spanischen Niederlande,
den Erzherzog Leopold von Österreich; beide versprachen, den Parisern
zu itife zu kommen. Die Königin floh mit ihrem Sohne, Mazarin
um'o dem ganzen Hofe nach St. Germain und übertrug dem jungen
Prinzen von Sonde, der sich im Kampfe gegen die spanischen Nieder¬
lande als siegreicher Feldherr bewährt hatte, die Belagerung der
Hauptstadt. Es kam nicht zum Äußersten, sondern zn einem Vertrage,
in dem die Königin die Rechte und Freiheiten des Parlaments aber¬
mals bestätigte. Der Hos kehrte nach Paris zurück, und die Ruhe
schien hergestellt zu sein. Aber es war die Stille vor dem Sturme.
Der1 Prinz (Sonde glaubte durch seine drohende Haltung gegen die
Empörer den Staat gerettet zu haben und versuchte nun int Gefühle
seiner Wichtigkeit den Kardinal Mazarin bei Seite zu schieben, mit sich
die Regierung anzumaßen. Wieder griffen die Königin und ihr
Minister nach langem Nachgeben, das man fast für Schwäche halten
könnte, zu unbesonnener Strenge, sie ließen Conde und seinen Bruder,
den Prinzen von Conti verhaften und sie erst nach Vineennes, dann
nach Havre bringen. Damit aber regten sie den Trotz der Fronde
und eines großen Teiles des höchsten Adels auf, der sich in der Be¬
handlung der Prinzen beleidigt fühlte und in seiner eignen Sicherheit
gefährdet sah. Ganze Provinzen, wie Burgund, Guienne (mit Bordeaux),
nahmen an dem Aufstande teil und forderten die Freilassung der
Prinzen. Ein furchtbarer Bürgerkrieg drohte auszubrechen. Umsonst
hatte die Königin den schlimmsten Parteiführer, Gondi, zu gewinnen ge-
fucht, indem sie ihm wirklich die Kardinalswürde verschaffte, auch er
schürte die Gährung, wie er nur konnte. Selbst der Herzog von
Orleans verlangte von der Königin, daß die Prinzen in Freiheit gesetzt
*) Frondeurs nannte man die Knaben, die auf der Straße mit Schleudern
gegen einander kämpften.
Pfalz, Geschichte. III. 10