Full text: Die neue Zeit (Teil 3)

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im Volke ließ sich indes so leicht nicht beschwichtigen, der Sieg über 
die Regierung reizte zu neuen Ansprüchen. Dazu kam, daß die Unzu¬ 
friedenheit der Bürger von einer ränkesüchtigen Hofpartei absichtlich 
genährt wurde. Ein ehrgeiziger, sittenloser Geistlicher, der Coadjntor 
(Vertreter) des Erzbischofs von Paris, Gondi, vereinigte alle die 
Höflinge, die Mazarin stürzen wollten, zu einem Bunde, deu man 
spottweise die Fronde*) nannte. Im Grunde wollte er nichts weiter, 
als die Königin zwingen, ihm beim Papste die Kardinalswürde aus¬ 
zuwirken. Gondi und ein Herzog von Beaufort reizten den Pöbel 
auf und ermutigten das Parlament zu fernerem Widerstände. Sie 
gewannen sogar den General Tur einte, der noch mit einem Heer an 
der Westgrenze stand, und den Statthalter der spanischen Niederlande, 
den Erzherzog Leopold von Österreich; beide versprachen, den Parisern 
zu itife zu kommen. Die Königin floh mit ihrem Sohne, Mazarin 
um'o dem ganzen Hofe nach St. Germain und übertrug dem jungen 
Prinzen von Sonde, der sich im Kampfe gegen die spanischen Nieder¬ 
lande als siegreicher Feldherr bewährt hatte, die Belagerung der 
Hauptstadt. Es kam nicht zum Äußersten, sondern zn einem Vertrage, 
in dem die Königin die Rechte und Freiheiten des Parlaments aber¬ 
mals bestätigte. Der Hos kehrte nach Paris zurück, und die Ruhe 
schien hergestellt zu sein. Aber es war die Stille vor dem Sturme. 
Der1 Prinz (Sonde glaubte durch seine drohende Haltung gegen die 
Empörer den Staat gerettet zu haben und versuchte nun int Gefühle 
seiner Wichtigkeit den Kardinal Mazarin bei Seite zu schieben, mit sich 
die Regierung anzumaßen. Wieder griffen die Königin und ihr 
Minister nach langem Nachgeben, das man fast für Schwäche halten 
könnte, zu unbesonnener Strenge, sie ließen Conde und seinen Bruder, 
den Prinzen von Conti verhaften und sie erst nach Vineennes, dann 
nach Havre bringen. Damit aber regten sie den Trotz der Fronde 
und eines großen Teiles des höchsten Adels auf, der sich in der Be¬ 
handlung der Prinzen beleidigt fühlte und in seiner eignen Sicherheit 
gefährdet sah. Ganze Provinzen, wie Burgund, Guienne (mit Bordeaux), 
nahmen an dem Aufstande teil und forderten die Freilassung der 
Prinzen. Ein furchtbarer Bürgerkrieg drohte auszubrechen. Umsonst 
hatte die Königin den schlimmsten Parteiführer, Gondi, zu gewinnen ge- 
fucht, indem sie ihm wirklich die Kardinalswürde verschaffte, auch er 
schürte die Gährung, wie er nur konnte. Selbst der Herzog von 
Orleans verlangte von der Königin, daß die Prinzen in Freiheit gesetzt 
*) Frondeurs nannte man die Knaben, die auf der Straße mit Schleudern 
gegen einander kämpften. 
Pfalz, Geschichte. III. 10
	        
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