Full text: Die neue Zeit (Teil 3)

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Ferdinand seit 1532 mit den Türken gerungen, die den Plan, Wien 
in Besitz zu nehmen, nie ausgaben. 1534 war Karl mit einem aus 
Italienern, Spaniern und Deutschen zusammengesetzten Heere nach 
Asrika hinübergesegelt und hatte einen Helsershelser Solimans, den 
Seeräuber Chaireddin, der in Tunis hauste und von da ans die 
Küsten des Mittelmeeres mit Raubzügen heimsuchte, in einer ent¬ 
scheidenden Schlacht überwunden und aus allen seinen festen Burgen 
vertrieben. Tunis selbst war mit Hilse der vielen Christensklaven, die 
sich in der Stadt befanden und das Schloß stürmten, bezwungen und 
dem früheren Besitzer zurückgegeben worden. So hatte Karl durch 
einen ruhmreichen Kriegszug wenigstens für einige Zeit dem See¬ 
räuberwesen im Mittelmeer ein Ende bereitet, und wenn er es auch 
nicht für immer verhindern konnte, daß Nordafrika die „Marterbank 
der Christen" war, so hatte er doch die kaiserliche Macht einmal 
nachdrücklich geltend gemacht. Ein Jahr nach dem Friedensschlüsse 
mit Frankreich einigte sich Ferdinand mit dem Sultan über einen 
Waffenstillstand auf 18 Monate. Der Kaiser wollte, das sah man 
deutlich, jetzt den Kampf mit dem schmalkaldischen Bunde aufnehmen. 
Es fcheint, daß er, da feine Vermittlungsversuche vergeblich gewesen 
waren, die Wiederaufrichtung der katholischen Religion in Deutschland 
beschloß, und der unduldsame Papst Paul III. bestärkte ihn darin. 
Ehe der Krieg ausbrach, wurde in Trient das längst verheißene 
allgemeine Konzil eröffnet. Die Hoffnung, daß diese Versammlung auf 
deutschem Boden abgehalten würde und daß in derselben die Protestanten 
den Katholiken gleichberechtigt gegenüber stehen möchten, scheiterte an der 
Hartnäckigkeit des Papstes Paul III., der den Ketzern keine Zugeständ¬ 
nisse machen wollte. Die Folge war, daß die evangelischen Fürsten 
ihre Teilnahme an dem Konzil ablehnten, ja sogar die deutschen 
katholischen Landesherrn fern blieben. Es waren hauptsächlich 
Italiener und Spanier, die sich daran beteiligten. Trotzdem wurde 
es 1545 eröffnet. Was vorauszusehen war, geschah. Die Glaubens¬ 
sätze, sowie die kirchliche Ordnung wurden ganz im Sinne des strengen 
Katholizismus festgesetzt und durch das Anathema (Verfluchung der 
Andersgläubigen) verschärft. Der Kaiser war durchaus nicht zufrieden 
mit diesem Verfahren, ja er geriet deshalb wiederholt in heftige Aus¬ 
einandersetzungen mit dem Papste, denn einer vermittelnden Fassung 
des Bekenntnisses war er auch jetzt nicht abgeneigt, und sein Bruder 
Ferdinand empfahl dringend, den Deutschen wenigstens den Kelch beim 
Abendmahle und die Priesterehe zu gestatten. Alles vergebens! Das 
Konzil wurde 1547 sogar nach Bologna verlegt, dann wiederholt 
mehrere Jahre aufgehoben, wieder eröffnet und endlich 1563 in
	        
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