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Als die Mittelstaaten ihre Armeen mobil machten, war von Berlin
an Sachsen, Hannover und Kurhessen die Aufforderung ergangen, die
Rüstungen sofort einzustellen, in die Berufung eines deutschen Parla¬
mentes zu willigen und in den von Preußen projektierten Bund ein¬
zutreten. Nur vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit waren ihnen ge¬
lassen worden. Alle drei Staaten hatten die Forderungen Preußens
verworfen. König Johann von Sachsen begleitete seine Armee nach
Böhmen, der König von Hannover begab sich inmitten seiner Truppen
nach Göttiugen, der Kurfürst von Heffen blieb in seiner Residenz,
sandte aber das Heer nach dem Süden. Die Preußen rückten hierauf
in Dresden, Hannover und Kaffel ein. Der Kurfürst von Hessen
wurde nach Stettin abgeführt. Der König von Hannover zog mit
seinen 15 000 Mann weiter auf Langensalza zu, stieß aber hier auf
ein preußisches Corps, das ihm den Weg verlegte und mußte am
28. Juni kapitulieren. Die Mannschaften wurden in die Heimat ent¬
lassen, nachdem sie sich verpflichtet hatten, nicht wieder gegen Preußen
zu dienen, König Georg V. erhielt die Freiheit unter der Bedingung,
seinen Wohnsitz außerhalb des Königreichs Hannover zu nehmen, er
reiste sogleich mit dem Kronprinzen nach Wien ab. Sein Privatvermögen,
das sehr bedeutend war, wurde ihm zugesichert. Nun konnten sich die
Preußen, im Rücken gedeckt, zunächst ganz dem Kampfe mit den Öster¬
reichern widmen. Sie glaubten anfangs, auf die Verteidigung ange¬
wiesen zu sein. In Böhmen standen sechs österreichische Armeeeorps
und die sächsische Armee, zusammen etwa 250000 Mann. Die Ober¬
leitung hatte der Feldzeugmeister von B e n e d e k, ein geborener Ungar.
Anstatt mit dieser bedeutenden Macht sogleich aus dem böhmischen Kessel
nach Sachsen vorzubrecheu und die Straße nach Berlin zu gewinnen,
zögerte er, denn die Rüstungen waren noch nicht vollendet. Die Folge
war, daß die Preußen die Offensive ergreifen konnten. Drei Armeen,
die erste unter Prinz Fried r.ich Karl, die zweite unter dem
Kronprinzen Friedrich, die dritte unter Herwarth von
Bittenfeld, marschierten auf Böhmen zu. Prinz Friedrich Karl
und Herwarth von Bittenfeld überschritten die Grenze, wenige Tage
darauf besetzte der Kronprinz Österreichisch-Schlesien und suchte dann
in Eilmärschen die Bereinigung mit den beiden anderen Armeen. Be-
nedek sandte den anrückenden Preußen anfangs nur einzelne Truppen¬
teile entgegen, die in einer Reihe von Gefechten, darunter bei Nachod,
Skalitz, Gitschin, zurückgedrängt wurden. Am 30. Juni ging König
Wilhelm zur Armee ab. Die Preußen hatten nun die österreichische