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brachten im Jakobinerklub ihre Ansichten zur Geltung und hetzten in
Tagesblättern das Volk gegen das Königtum auf. Solche Hetzblätter
waren Pere Duchesne von Hebert, und Ami du Peuple von Marat,
einem schmutzigen, im Dunkeln schleichenden Demagogen, der, wenn
Gesahr drohte, mit seiner Handpresse von einer Kellerwohnung znr
andern flüchtete. Auch Camille Desmoulius und Brissot predigten in
ähnlichen Blättern Rache an allen Vertretern des alten Regime. Am
17. Juli berief Brissot eine große Volksversammlung aus das
Marsfeld und legte auf dem Altar des Vaterlandes eine Petition
an die Nationalversammlung aus, in der die: Repulik gefordert
wurde. Aber La Fayette sprengte mit seiner Nationalgarde die Ver¬
sammlung und ließ auf die Widerspenstigen Feuer geben. Trotzdem
dauerten die Wühlereien fort. Einer der gefährlichsten Demagogen im
Jakobinerklub und in der Nationalversammlung war Robespierre,
der fanatische Anhänger Rousseaus und zugleich ein tückischer, rücksichts¬
loser Streber, der sich mit seinen trocknen Auseinandersetzungen im
Sinne der zügellosesten Volksherrschast überall hervordrängte. Während
in Paris die Pöbelherrschaft gleichsam ans ihre Stunde wartete, griff
der Freiheitstrieb bereits in die fernen Kolonien hinüber und drängte
zur Losreißuug derselben vom Mutterlande. In der französischen
Hälfte von St. Domingo (Haiti) empörten sich die Sklaven gegen ihre
Herren, mordeten sie und errichteten einen selbständigen Negerstaat.
Im August 1791 erklärte die Nationalversammlung die Konstitu¬
tion für beendet. Der arme gefangene König bestätigte sie, und man
veranstaltete Freudenfeste mit Illuminationen, aber es sehlte die srohe
Stimmung; die bange Besorgnis vor schweren Zeiten blickte überall
hindurch. Darnach ging die konstituierende Versammlung aus¬
einander, die legislative trat zusammen.
3. Die legislative Versammlung
(September 1791— September 1792).
Der Ausbruch und der bisherige Verlauf der französischen Revo¬
lution hatten ganz Europa überrascht und in Erstaunen versetzt, doch
warman an eine große Mannigfaltigkeit derStaatsverfafsungen gewöhnt,
auch hatten die Ansichten Rousseaus und Voltaires unter den höheren
Ständen viel Anklang gefunden, und an den meisten Höfen, selbst in
Rußland und Spanien, war Aufklärung und Volksbeglückung das Ideal
der Staatskunst geworden, daher brachte man im allgemeinen den ersten