Full text: Die neueste Zeit (Teil 4)

- 24 — 
brachten im Jakobinerklub ihre Ansichten zur Geltung und hetzten in 
Tagesblättern das Volk gegen das Königtum auf. Solche Hetzblätter 
waren Pere Duchesne von Hebert, und Ami du Peuple von Marat, 
einem schmutzigen, im Dunkeln schleichenden Demagogen, der, wenn 
Gesahr drohte, mit seiner Handpresse von einer Kellerwohnung znr 
andern flüchtete. Auch Camille Desmoulius und Brissot predigten in 
ähnlichen Blättern Rache an allen Vertretern des alten Regime. Am 
17. Juli berief Brissot eine große Volksversammlung aus das 
Marsfeld und legte auf dem Altar des Vaterlandes eine Petition 
an die Nationalversammlung aus, in der die: Repulik gefordert 
wurde. Aber La Fayette sprengte mit seiner Nationalgarde die Ver¬ 
sammlung und ließ auf die Widerspenstigen Feuer geben. Trotzdem 
dauerten die Wühlereien fort. Einer der gefährlichsten Demagogen im 
Jakobinerklub und in der Nationalversammlung war Robespierre, 
der fanatische Anhänger Rousseaus und zugleich ein tückischer, rücksichts¬ 
loser Streber, der sich mit seinen trocknen Auseinandersetzungen im 
Sinne der zügellosesten Volksherrschast überall hervordrängte. Während 
in Paris die Pöbelherrschaft gleichsam ans ihre Stunde wartete, griff 
der Freiheitstrieb bereits in die fernen Kolonien hinüber und drängte 
zur Losreißuug derselben vom Mutterlande. In der französischen 
Hälfte von St. Domingo (Haiti) empörten sich die Sklaven gegen ihre 
Herren, mordeten sie und errichteten einen selbständigen Negerstaat. 
Im August 1791 erklärte die Nationalversammlung die Konstitu¬ 
tion für beendet. Der arme gefangene König bestätigte sie, und man 
veranstaltete Freudenfeste mit Illuminationen, aber es sehlte die srohe 
Stimmung; die bange Besorgnis vor schweren Zeiten blickte überall 
hindurch. Darnach ging die konstituierende Versammlung aus¬ 
einander, die legislative trat zusammen. 
3. Die legislative Versammlung 
(September 1791— September 1792). 
Der Ausbruch und der bisherige Verlauf der französischen Revo¬ 
lution hatten ganz Europa überrascht und in Erstaunen versetzt, doch 
warman an eine große Mannigfaltigkeit derStaatsverfafsungen gewöhnt, 
auch hatten die Ansichten Rousseaus und Voltaires unter den höheren 
Ständen viel Anklang gefunden, und an den meisten Höfen, selbst in 
Rußland und Spanien, war Aufklärung und Volksbeglückung das Ideal 
der Staatskunst geworden, daher brachte man im allgemeinen den ersten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.