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IV. Das Zeitalter Friedrichs des Großen.
hier gewann Friedrich die Bevölkerung dadurch, daß er zwar den Evan-
gelischen ihre verlorenen Besitzungen wiedergab, aber ihnen jede Bedrückung
der Katholiken aufs strengste verbot.
Da Maria Theresia das Anerbieten Friedrichs ablehnte, kam es zum
Kriege. In einem Alter von 24 Jahren übernahm sie die schwierigste Auf-
gäbe, die nur denkbar war. Selbst ihre Minister glaubten nicht, daß die Öfter-
reichische Monarchie werde fortbestehen können. „Ohne Geld, ohne Kredit,
ohne Armee, ohne eigene Erfahrung und Wissenschaft und endlich ohne Rat",
aber von freudigem Mut beseelt, uahm sie den Kampf auf. Noch war nicht
bekannt, welche Mächte zu ihren Feinden halten und welche für die Pragmatische
Sanktion eintreten würden. Alles hing von dem Ausfall der ersten Schlacht ab.
Im Frühjahr 1741 führte der österreichische Marschall Neipperg ein
Heer nach Schlesien. Am 10. April kam es bei Mollwitz zur Schlacht;
sie fing mit einer Niederlage der preußischen Reiterei an, und auf Bitten
Schwerins verließ der König das Schlachtfeld, um Hilfe herbeizuholen.
Am Nachmittag erfocht die Infanterie durch einen musterhaft ausgeführten
Angriff einen vollständigen Sieg. In der verhältnismäßig ruhigen Zeit,
die nun folgte, reorganisierte der König seine Kavallerie, die sich nicht
bewährt hatte. Damals lernte er den Oberstleutnant von Zieten als
tüchtigen Reiterführer kennen.
Auf die Nachricht von der Schlacht bei Mollwitz erklärten Bayern
und Sachsen, von Frankreich und Spanien unterstützt, an Maria
Theresia den Krieg und verbündeten sich mit Friedrich. Ein bayrisch-
französisches Heer fiel in Böhmen ein und besetzte Prag. Karl Albert
von Bayern wurde als Karl VII. zum Kaiser gewählt. Aber Maria
Theresia hatte bei ihren Völkern, namentlich den Ungarn, bereitwillige
Hilfe gesunden. Während Karl in Frankfurt gekrönt wurde, verwüsteten
ihre Truppen Bayern, eroberten München und zogen das französisch-
bayrische Heer aus Böhmen hinweg. Daher rückte Friedrich, um seinen
Verbündeten Luft zu machen, in Böhmen ein und schlug den Prinzen
Karl von Lothringen bei Tschaslau und Chotusitz (etm 17. Mai
1742). In dieser Schlacht führte er persönlich den Oberbefehl.
Drei Wochen darauf trat ihm die Königin im Frieden zu Breslau
Nieder- und Oberschlesien (bis zur Oppa) samt der Grafschaft Glatz,
im ganzen 38000 Quadratkilometer mit 1200000 Einwohnern ab. Das
Königreich Preußen wuchs dadurch auf 160000 Quadratkilometer mit rund
4500000 Einwohnern.
Im Jahre 1744 nahm der König Ostfriesland auf Grund alter An-
spräche in Besitz.
§ 149. Der zweite Schlesische Krieg. (1744—1745.) Nach dem
Frieden von Breslau war Maria Theresia in entschiedenem Vorteil gegen
ihre Feinde. England und Sachsen schlössen sich ihr an. Bayern
wurde ganz von ihren Truppen erobert, und der Kampf zog sich in die
Rhein- und Maingegenden, wo der mit Maria Theresia verbündete König
Georg II. von England die Franzosen bei Dettingen schlug (1743). Die