Full text: [Abteilung 1 = Sexta, [Schülerband]] (Abteilung 1 = Sexta, [Schülerband])

52 A. Erzählende Prosa. IV. Sagen. 6) Griechische Sagen. 
einen Felsen am Ufer binden solle, die werde das Ungehener fressen und 
dann nicht wiederkommen. Als Herkules ankam, brachte man die arme 
Hesione hin, wo sie angebunden werden sollte. Herkules sagte dem 
Könige, daß er nichts für seine Tochter fürchten solle, denn er wolle 
das Ungeheuer bekämpfen; wenn er es aber töte, fo solle Laomedon 
ihm die Pferde geben, welche Jupiter ihm geschenkt hatte; das waren 
die allerschönsten in der ganzen Welt. Laomedon sagte, daß er sie ihm 
geben wolle. Da ließ Herkules alle andern in die Stadt hineingehen 
, und blieb bei Hesione, und als das Ungeheuer aus dem Meere her¬ 
ausstieg und gegen Hesione losgehen wollte, griff er es an und schlug 
es tot und brachte Hesione wieder zu ihrem Vater. Der war aber so 
schlecht, daß er dem Herkules die Pferde nicht gab. Herkules ward 
böse, aber er wollte keinen Krieg anfangen, weil er noch nicht alle Arbeiten 
vollendet hatte, die ihm die Götter befohlen hatten. Er ließ also Lao¬ 
medon sagen, daß er ihn künftig strafen werde, segelte-Mch Tiryns und 
gab den Gürtel dem Eurystheus. Das war die neunte Arbeite 
Bei Spanien liegt eine Insel, wo jetzt die große Stadt Cadix steht, 
die hieß damals Erythia, und es war noch keine Stadt dort, sondern 
sehr schöne Weiden mit vortrefflichem Grase, da weideten die Rinder 
des Königs Geryon. Diese Rinder waren die allerschönsten und alle 
rot von Farbe, und der Hund, der sie bewachte, hieß Orthus; er hatte 
zwei Köpfe und war>so stark, daß er sich hätte mit zwei Wölfen zu¬ 
gleich beißen und sie umbringen können. Der König Geryon war wie 
aus drei großen Riesen zusammengewachsen und hatte drei Köpfe, sechs 
Arme und sechs Beine. Das war nicht leicht, dem die Rinder zu 
nehmen, wenn man auch den Hund totgeschlagen hätte; und da, dachte 
Eurystheus, müßte Herkules gewiß umkommen., Deswegen befahl er 
ihm, die Rinder des Geryon zu bringen. Herkules ging allein hin und 
nahm seinen Bogen mit der>Keule. Er ging durch Libyen, und da 
scheint die Sonne entsetzlich heiß; da ward er böse auf den Sonnen¬ 
gott, der auf seinem Wagen ganz nahe über dem Lande fuhr, und 
sagte ihm, daß er bei Seite fahren und ihn nicht fo brennen solle. 
Der Sonnengott, der bei den Griechen Helios hieß, lachte und ant¬ 
wortete, daß das seine Straße wäre. Herkules ward sehr böse und 
spannte den Bogen, um auf ^Helios zu schießen; und damals war er 
nur noch Mensch und hätte Helios nicht überwinden können. Helios 
aber freute sich, daß Herkules so mutig war, und sagte ihm, er müsse 
sich zufrieden geben, aber er wolle ihm sein eigenes goldenes Schiff 
leihen, damit er über die See nach Erythia kommen könne. Denn zwischen 
Libyen und Europa ist eine See, und die beiden großen Berge, von 
denen jeder an einem Ufer liegt, nennt man bis auf den heutigen Tag 
die Säulen des Herkules." Als Herkules auf dem Oeeanus fuhr, wollte 
der Gott Oceanus versuchen, ob er auch bange würde, und ließ einen 
großen Sturm kommen; Herkules spannte wieder seinen Bogen, und da 
ward Oeeanus bange und ließ das Meer wieder ruhig werden. Her¬ 
kules landete auf der Insel Erythia und schlug den Hund Orthus tot 
und auch den Hirten Eurytion; und der hatte es wohl verdient, denn
	        
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