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Tage verzögert. Und so büßte Bazaine die letzte Zeit ein, die ihm noch blieb,
um ungehindert auf den Straßen über Verdun nach Westen hin zu entkommen.
b) Der 16. August. Schlacht bei Mars la Tour. Schon am
16. August brachen die Franzosen in ihrer ganzen Stärke von Metz auf, um
die Rückzugsstraße zu gewinnen. Inzwischen hatte aber auch die zweite Armee
des Prinzen Friedrich Karl an mehreren Punkten die hochangeschwollene Mosel
überschritten, und ihre Vortruppen hatten am Abend des 15. August nach ge¬
waltigen Märschen die große Rückzugsstraße der Franzosen bei Mars la Tour
und dem östlich davon nach Metz zu gelegenen Vionville erreicht. Noch
weiter östlich, nach Metz zu, liegt das Dors Rezonville. Diese Dörfer liegen
auf einer Hochfläche, auf der die hochgelegene Straße von Metz westwärts nach
Verdnn führt. Südlich von dieser Straße fällt die Hochfläche steil ab. Die
steilen Berghänge hinauf stiegen nun am Morgen des 16. August die Vor¬
truppen der zweiten deutschen Armee. Trotz der Ermüdung durch die an¬
strengenden Märsche der vorhergehenden Tage fiel ihnen die schwere Aufgabe
zu, die feindliche Übermacht — es standen anfangs 33 000 Deutsche gegen
etwa 80 000 Franzosen — so lange auszuhalten, bis andere Teile der zweiten
Armee herbeikommen könnten. Und diese Ausgabe haben die tapferen Krieger
mit der heldenmütigsten Ausdauer und der bewunderungswürdigsten Tapferkeit
gelöst. Fast sechs Stunden lang standen die braven Brandenburger unter dem
General Alvensleben im heftigsten Feuer, denn die folgenden Korps waren
noch weit zurück und konnten erst am Nachmittage in die Schlacht eingreifen.
Aber schon schickte Alvensleben die letzten Bataillone ins Feuer; die Übermacht
des Feindes wurde immer größer; die Kraft des brandenburgischen Fußvolks
war fast erschöpft. Schon war es nachmittags 3 Uhr und die Hilfe noch eine
Stunde vom Schlachtfelde entfernt. Brach jetzt der Feind mit seiner dreifachen
Übermacht hervor, so waren die Brandenburger verloren.
Diesem gefürchteten Vorstoße zu begegnen, beschließt General von Alvens¬
leben, dem Feinde zwei Kavallerieregimenter entgegenzuwerfen. Der General
von Bredow erhält Befehl, mit seiner Kavalleriebrigade, dem 7. Kürassierregiment
(Halberstadt) und dem 16. Ulanenregiment (Altmark) in den Feind einzubrechen
und seine Batterieen und das dahinter stehende Fußvolk in wildem Ritt zu
stürmen. Die Reiter sollen dem bedrängten deutschen Fußvolk Luft machen
und sich opseru im mutigen Todesritt. Sie stürzen sich, den Tod vor Augen
sehend, auf die vor ihnen stehenden Batterieen; ein furchtbares Kanonenfeuer
empfängt sie; ein Wolke von Staub und Pulverdampf hüllt sie ein, aber hell
blitzen aus ihr die Helme der Kürassiere und die blanken Lanzen der Ulanen
mit ihren flatternden Fähnlein. Ein wilder Kampf entspinnt sich um die feind¬
lichen Geschütze; die Mannschaften derselben werden überrannt; blutend sinken
sie unter den vernichtenden Hieben der preußischen Reiter. Dann geht es