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800 Die Normannen, d. h. Seeräuber aus Norwegen, auch 
Vikinger genannt, beginnen die deutsche und französische 
Küste zu plündern. Einrichtung einer Seewehr mit Stationen 
in Boulogne und Gent. 
Die Dänen erheben Anspruch, bei den kühnen Fahrten 
der Vikinger beteiligt gewesen zu sein. Weiteres s. zu 911; 
über die schwedischen Normannen s. zu 862. 
Karl zu Rom am Weihnachtstage in der Peterskirche vom Papst 
Leo III. zum römischen Kaiser gekrönt, nachdem der Papst, 
im Jahre vorher aus Rom durch einen Volksaufstand ver¬ 
trieben, zu Karl nach Paderborn geflüchtet und durch Ge¬ 
sandte desselben zurückgeführt war. Er bleibt Unter- 
than des Kaisers. 
Karl d. Gr. ist zum römischen Kaiser gekrönt, d. h. er 
hat sieh infolge der Krönung als Nachfolger der alten 
römischen Kaiser, Cäsar, Augustus etc., angesehen, 
wie auch im Mittelalter alle Geschichten der deutschen 
Kaiser mit Cäsar beginnen. — Denn das römische Reich 
hatte in der Anschauung des Mittelalters eine besondere 
Bedeutung: die bekannte Vision Daniels c. 7 von den 
vier Tieren d. i. clen vier Reichen, die auf Erden 
kommen sollen und von denen das vierte dem Reiche der 
Heiligen d. i. dem ewigen Reiche, vorangehen wird,1) 
bezog man im Mittelalter auf das babylonisch-assyri¬ 
sche, persische, griechische (d. i. macedonische) und 
römische. Letzteres hatte also die Prophezeiung der 
Dauer bis zum jüngsten Tage.2) Je höher bei dieser 
Bedeutung das Kaisertum in der Anschauung der Völker 
stand, um so mehr war die Krönung Karls durch Leo III. 
ein Eingriff in die Rechte Ostroms, das als legitimer 
Nachfolger des alten römischen Reiches allein das Recht 
gehabt hätte wieder einen weströmischen Kaiser zu er¬ 
nennen. Der Papst sagte sich durch die Krönung 
Karls förmlich von Ostrom los. 
In Rom selbst waren die Päpste auch noch später, als sie 
nach aufsen hin die Weltherrschaft in Anspruch nahmen, 
oft nicht die Herren, sondern vielfach ein Spielball der 
Adelsfamilien der Stadt oder der Umgegend (Haus der 
Theodora, Grafen v. Tusculum, die Crescentier, Colonna, 
Gaetani u. a.), die meist in zwei Parteien (west- und ost- 
') (v. 3) Und vier gro/se Tiere stiegen herauf aus dem Meere, eins je anders denn das andere. 
(4) Das erste wie ein Löwe ... (5) Das andere — gleich einem Büren ... (6) ein anderes Tier gleich 
einem Parder (Panter) — (7) das vierte Tier war greulich und schrecklich und sehr stark und hatte 
grofse eiserne Zähne, frafs um sich und zermalmete, und das Übrige zertrat es mit seinen Füfsen .... 
(17) Diese vier grofsen Tiere sind vier Reiche, so auf Erden kommen werden, (18) aber die Heiligen des 
Höchsten werden das Reich einnehmen und werden es immer und ewiglich besitzen. — (23) Das vierte 
Tier wird das vierte Reich auf Erden sein, welches wird mächtiger sein denn alle Reiche; es wird alle 
Länder fressen, zertreten und zermalmen. 
s) Daher man auch die gesamte Weltgeschichte nach diesen vier Weltmonarchieen 
einteilte, bis im 17. Jh. Christ. Cellarius (geb. in Schmalkalden 1638, + in Halle 1707), Schul¬ 
mann und zuletzt Professor der Geschichte in Halle, die heutige Einteilung in Altertum, 
Mittelalter und Neuzeit wenigstens in ihren Grundzügen einfiihrte.
	        
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