Full text: Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte

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zu sagen, ich halte alles für verloren. Das Verderben meines Vater- 
landes werde ich nicht überleben. Adieu auf immer*)! 
Friedrich. 
172. Berlin in Feindeshand. 
Bericht vom königlichen Hofe*). 
1760. 
(Neunundsechzig Jahre am preußischen Hofe. Aus den Erinnerungen der Lberhofmeisterin Soph 
Marie Gräfin von JBog**), 5. Aufl. Leipzig 1887, S, 66 ff.) 
Berlin hat kapituliert! Es hat sich dem Feind ergeben, aber nicht 
den Österreichern, sondern den Russen, in der Nacht vom 8. zum 9., und 
diese Unglücksnachricht ist leider nur zu gewiß! Da der Prinz von Würtemberg 
und der General Hülsen in Erfahrung gebracht hatten, daß der General 
Lascy mit 8000 Mann im Anmarsch sei, um die Österreicher zu verstärken, 
verließen sie die Stadt mit ihrem geringen Häuslern und zogen sich gegen 
Spandau zurück. Tottleben und der österreichische General Lasey sind in 
Berlin eingerückt^) und haben zuvörderst von den Thoren und den könig- 
lichen Schlössern Besitz ergriffen. Man sagt, daß sie bis jetzt noch gute 
Ordnung halteu. — Die Russen erlauben gar keinen Verkehr der Stadt 
nach außen und lassen keine Post mehr abgehen, und so kann man fernerhin 
nichts mehr erfahren als unsichere Gerüchte. — Abends war ich am 
Hos; die Königin hatte eben eine Stasette erhalten mit der Nachricht: die 
Österreicher hätten Charlottenburg und Schönhausen vollständig ansge- 
plündert und alle Lente, die sie in beiden Schlössern gefunden, getötet oder 
mißhandelt. Bald nachher traf auch die Post aus Berlin wieder ein, und 
eine Menge Menschen erhielten Briese, die alle aus das bitterste über die 
Österreicher klagten, die ganz furchtbare Verwüstungen angerichtet hätten, 
während vor ihnen die Russen sich vortrefflich benahmen. Sämtliche Lente, 
die in Diensten des Königs stehen, deren die Feinde irgend habhast werden 
konnten, haben sie getötet oder snrchtbar mißhandelt, die Möbel, Gemälde, 
Antiken und Kunstsachen in den königlichen Schlössern zerschlagen, zu den 
Fenstern hiuausgeworseu uud zertrümmert, kurz alles, was sie nicht mit 
') In der Instruktion, welche der zum Rücktritte vom Oberbefehl entschlossene 
König in der Nacht für den General Fink niederschrieb, heißt es: „Dieses Unglück 
ganz wieder herzustellen gehet nicht an, indessen Was mein Bruder (Prinz Heinrich) 
befehlen wirdt, das mus geschehen; au meinen Neveu mus die Armee schweereu. 
Dieses ist der einzige rath, den ich bei denen unglücklichen umbstäuden im Stande 
zu geben bin. hette ich noch resourceu, So wehre ich dabei geblieben. 
Friedrich." 
2) Mit 20,000 Mann. — 3) 15. Oktober. 
*) Derselbe hatte sich, wie oben erwähnt, nach Magdeburg geflüchtet. 
**) Geb. zu Schöufließ am 11. März 1729 als Tochter des Generals 
Wolff von Paunwitz, der sich bei Malplaquet auszeichnete, gest. zu Berlin am 
LI. Dezember 1814.
	        
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