Full text: Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte

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Armee noch nicht vollzogen haben würde, hat er die genannte Erklärung 
an den König schriftlich zn richten1). — 
174. Friedrichs d. Gr. Stimmungen während des siebenjährigen 
Krieges. 
Auszug aus seinen Briefen an den Marquis d'Argens und die Frau von Camas, nach Freitag 
Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 7. Aufl., Leipzig 1872 f., Bd. IV., S. 253 ff.) 
(1757. Juni.) Das Mittel gegen meinen Schmerz liegt in der tag- 
lichen Arbeit, die ich zn thnn verpflichtet bin, und in den fortgesetzten 
Zerstreuungen, die mir die Zahl meiner Feinde gewährt. Wenn ich bei 
Kollin getötet wäre, ich würde jetzt in einem Hafen sein, wo ich keinen 
Sturm mehr zu fürchten hätte. Jetzt muß ich uoch über das stürmische 
Meer schiffen, bis ein kleiner Winkel Erde mir das Gut gewährt, was 
ich auf dieser Welt uicht habe finden können. — Seit zwei Jahren stehe 
ich wie eine Mauer, in die das Unglück Bresche geschossen hat. Aber 
denken Sie nicht, daß ich weich werde. Man muß sich schützen in diesen 
unseligen Zeiten durch Eingeweide von Eisen und ein Herz von Erz, um 
alles Gefühl zu verliereu. Der nächste Monat wird entscheiden für mein 
armes Land. Meine Rechnung ist: ich werde es retten oder mit ihm 
untergehen. Sie können sich keinen Begriff machen von der Gesahr, in 
der wir sind, und von den Schrecken, die uns umgeben. — 
(1758. Dee.) Ich bin dies Leben sehr müde, der ewige Jude ist 
weniger hin und hergezogen als ich, ich habe alles verloren, was ich auf 
dieser Welt geliebt und geehrt habe, ich sehe mich umgeben von Unglück- 
lichen, deren Leiden ich nicht abhelfen kann. Meine Seele ist noch gefüllt 
mit den Eindrücken der Ruinen aus meinen besten Provinzen uud der 
Schrecken, welchen eine Horde mehr von unvernünftigen Thieren als von 
Menschen dort verübt hat. Auf meine alten Tage bin ich fast bis zu 
einem Theaterköuig herabgekommen; Sie werden mir zugeben, daß eine 
solche Lage uicht so reizvoll ist, um die Seele eiues Philosophen an das 
Leben zu sesseln. 
(1759. März.) Ich weiß nicht, was mein Schicksal sein wird. Ich 
werde alles thun, was von mir abhängen wird, um mich zu retten, und 
wenn ich unterliege, der Feind soll es thener bezahlen. Ich habe mein 
Winterquartier als Klausner überstanden, ich speise allein, bringe mein 
Leben mit Leseu uud Schreiben hin und soupiere uicht. Wenn man traurig 
ist, so kostet es auf die Läuge zu viel, unaufhörlich seineu Verdruß zu 
verbergen, und es ist besser, sich allein zu betrüben, als seine Verstimmung 
in die Gesellschaft zn bringen. Nichts tröstet mich als die starke Anspan- 
') Czernitscheff zog bekanntlich erst drei Tage nach dem Empfang der Ordre, 
am 21. Juli, ab, nachdem er durch seine Haltung Friedrich d. Gr. die Erstürmung 
der österreichischen Lerschanznugen bei Burkersdorf erleichtert hatte.
	        
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