Full text: Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte

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— „Ein blinder Harfenspieler, der auch den Wunsch hat, für sein 
teures Vaterland etwas zu leisten; er erbietet sich, die Hälfte seines kümmer- 
licheu Verdienstes zur Unterstützung eines erblindet zurückkehrenden Kriegers 
zn verwenden, und bittet, ihm alte Leinwand zuzuschicken, um Charpie davou 
zu zupfen." 
— Von einem treuen Westphälinger 50 Säbelklingen: „Laßt Euch 
vou ihuen freie Bahn nach dem Rheine machen!" 
— Ein Zopf eigener Haare: „Der Friseur M. hat für dieses Haar 
zehn Thaler geboten; es macht mich glücklich, dem Vaterlande dies kleine 
Opfer bringen zu können." (Breslau). 
— Nach einer ungefähren Berechnung sind im Jahre 1813 in Preußen 
überhaupt gegen einhuudertuudsechszigtausend goldene Ringe, Ketten, 
Ohrgehänge und anderer Schmuck auf dem Altare des Vaterlandes nieder- 
gelegt worden. 
334. Arndt über die preußische Erhebung von 1813. 
(Aus „Schriften für und an seine lieben Deutschen/ Berlin 1845—46.) 
— Die Aufgebote des Königs vou Preußen zur Bewaffnung der Laud- 
wehr und des Landsturms waren Funken, die in ein Pulverfaß fielen. 
Man kann sagen: das ganze preußische Volk flog auf wie Pulver. Un- 
vergeßlich jedem, dem ein deutsches Herz in der Brust schlägt, wird der 
Frühling und Sommer des Jahres 1813 bleiben. Wir können nun zu 
jeder Stunde sterben, wir haben anch in Deutschland das gesehen, wes- 
wegen es allein wert ist, zu leben: daß Menschen in dem Gefühl des Ewigen 
und Unvergänglichen mit der freudigsten Hingebung alle ihre Zeitlichkeit 
und ihr Leben darbringen können, als seien sie nichts. Kaum war der 
königliche Wille erschollen, so erkannte das Volk ihn durch die Art, wie es 
gehorchte, ja wie es dem königlichen Befehl vorauslief, als seinen Willen. 
Vou Memel bis Demmin, von Kolberg bis Glatz war nur eine Stimme, 
ein Gesühl, ein Zorn und eine Liebe, das Vaterland zu retten, Deutschland 
zn befreien uud deu französischen Übermut eiuzuschräukeu. Jünglinge, die 
kaum wehrhaft wareu, Männer mit grauen Haaren nnd wankenden Knieen, 
Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll entlassen 
waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien und 
Verwalter weitläufiger Geschäfte, in Hinsicht jedes Kriegsdienstes entschuldigt, 
wollten sich selbst uicht entschuldigen; ja selbst Jungfrauen drängten sich 
unter mancherlei Verstellungen und Verlarvnngen zu deu Waffen'); alle 
') Ein einzig dastehendes Beispiel war der Eintritt der 21 Jahr alten Helden- 
jungsrau Eleonore Prohaska aus Potsdam als Jäger in das Lntzowsche Korps. 
Sie machte unerkannt die Streifzüge desselben als Tambour mit, wurde in dem 
Gefechte au der Görde tötlich verwundet uud starb am 5. Oktober 1813 in Tannen- 
berg. Ihre Bestattung erfolgte am 7. unter großeu militärischen Ehren. — Zwei 
Briefe von ihr aus dem Feldzuge teilt Förster, I, S. 28 f., mit.
	        
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