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und zur Gemahlin geben wolle'), weißt Du wohl, daß wir Dich mit
großer Liebe und gutem Willen aufgerichtet und erhoben und Dir unser
Erbland und Fürstentum, nämlich die Markgrafschast Brandenburg, ge-
geben und uns unseres Erblandes entäußert habeu, worüber wir viel
Nachrede und Anfechtung erleiden, was uns (aber) gering und nicht schwer
ist zn dulden um Deinetwillen. So haben wir Dir auch sonst große Liebe
und Wohlwollen erzeigt mit Gut und anderen Sachen, da wir sicher und
nicht im Zweifel gewesen, daß Dn dankbar seist und daß Dir das, wovon Du
erkanntest und an uns merktest, daß es uns zuwider wäre, uicht zu schwer
wäre zu lassen und für uus Leib und Gut darzubriugeu. So haben wir
anch kein anderes Vertrauen, als daß Du das thuest uud Dich uicht anders
erkennen lassest, heimlich oder offeu; uud auf daß Du in allem unser Be-
dürsnis merkst und erkennen mögest uud wir gewiß sind, daß Dn es wohl
verstehst, so müssen wir Dir alles vertraulich an den Tag legen und wir
lassen Dich deshalb wissen, daß wir mit dem König von Polen dermaßen
stehen, daß der Vertrag, den wir mit ihm haben und wir und er gegen-
einander feierlich beschworen, besteht uud unverrückt versichert ist ans unser
und sein Lebeu und auf fünf Jahre darnach; nach deren Ablauf habeu das
Königreich Ungarn und wir als König desselben vielerlei Händel wegen
mancher Gebiete, welche au das Königreich Polen stoßen unb zur Krone
Ungarn gehören und welche der König von Polen jetzt vertragsmäßig nach
Recht inne hat, wir aber verpflichtet sind wiederznerwerben und au die
Kroue Ungarn zu bringen, wie Dir wohl bekannt ist, daß wir ein Recht
dazu habeu und von Rechts wegen nicht unterlassen mögen, sofern uns
Gott das Lebeu läßt, diefelbeu zurückzugewinnen, wie billig und recht ist.
Darum müssen wir und die Krone Ungarn leicht, je nachdem es kommt,
Fehde uud Feindschaft tragen und beginnen. So nimmt anch der König
von Polen und fein Vetter Witold die Ketzer von Prag2) uud ihre Helfer
aus, und wie das Gerücht ist, plant Witold, ihnen zu helfen und sich mit
Macht wider uns zu stelleu und sie zu unterstützen wider Gott und
Christenglauben, uns als König von Böhmen zu bedrängen und, soweit
es au ihm läge (was wir zu Gott uicht erwarten, indem wir die ganze
Hoffnung auf Gott setzen), niederzuwerfen: der ganzen Christenheit zu
Schanden und Schaden; und es ist wohl vorauszusehen, daß der König
von Polen seinen Bruder uicht verlassen werde. Nun merke wohl auf;
da wir große Ehre uud Würde au Dich gebracht uud Dich zu einem Kur-
') Der Heiratsvertrag, nach welchem König Wratislaws einzige Tochter
Hedwig dem jungen, am 19. November 1413 geborenen Markgrafen Friedrich
(nachmaligen Kurfürsten Friedrich II.) oerlobt wurde mit der Aussicht auf die ev.
Nachfolge des letztere» in Polen, wurde am 23. März 1421 in Krakau von König
Wratislaw und dem Kurfürsten in Person vollzogen. — Die Heirat kam bekannt-
lich nicht zustande — 2) Die Hnssiten.