Priestermacht zu stürzen wagte,
Seinen überlegnen Gegner,
Dessen Bannstrahl ihn getroffen,
Dessen Heerkraft bei Legnano^)
Jetzt zum Frieden ihn bewogen,
Reuvoll sich ihm auszusöhnen:
Als die Stufen er hinaufeilt,
Niederfällt vor Alexander
Und den Fuß ihn küßt in Demut.
Stolz verächtlich, trotzig schweig¬
sam
Sieht's der Papst und läßt ge¬
während
Den gebeugten Hohenstaufen
In dem Staube vor sich liegen,
Hebt den Fuß mit kalter Ruhe,
Setzt ihn auf des Kaisers Nacken
Und beginnt gemessnen Tones
Mit den Worten des Psalmisten:
„Ja! auf Ottern wirst du gehen,
24 —
Dreien wirst du auf die Löwen,
Auf die wilde Brut der Drachen!"
Markgraf Dietrich hört die Rede,
Gleich als schnitten grimme Dolche
Durch das Herz bei jedem Laute,
Wütend rollt fein dunkles Auge,
Starrt wie sinnlos auf den Papst
hm,
Seme Rechte zuckt am Schwerte,
Und sein Mund schreit ungebänbigt:
„Papst! du wagst des Kaisers Hoheit,
Wagst den Stolz des deutschen Adlers
Also schmachvoll zu beflecken" —
^ Alexander fühlt die Blicke,
Sieht den unerschrocknen Sachsen —
Bleich verstummt der heilge Vater,
Hebt den Kaiser auf vom Boden,
Drückt und schließt ihn in die Arme,
Küßt ihn mit geweihtem Munde.
34. Wie die Raute in das Wappen der Wettiner kam.
(1180.)
(Friedrich v. Boüenstrdt.)
„Da mir Heinrich der Löwe die Treue brach/)
Um in eigener Herrschaft zu wachsen:
Gab ich Bayern an Otto von Wittels6ach,2)
Du aber sollst herrschen in Sachsen!
Stets treu hielt der Wittelsbacher zum Reich
In Welschland wie in Germanien;
Du, Bernhard, warst ihm in Treue gleich
Als Herzog von Askanien.
Nun sollst du Herzog von Sachsen sein2)
Und stark bekämpfen helfen —
Mit Bayerns Herzog im Verein —
Heinrich den stolzen Welfen!"
Tief neigt sich bei des Kaisers3) Wort
Der Sohn Albrechts des Bären:
„Meine Treue wird sich immerfort
In deinem Dienst bewähren!
l) 1176. 2) 1180. 3) Friedrich I. Barbarossa 1152 — 1190.