Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in der Volksschule

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Schon Heinrich IV. hatte gestrebt, Frankreich zur ersten 
Macht in Europa zu erheben; allein er wurde von Rävalliak 
(Ravaillac) 1610 ermordet, und sein Sohn Ludwig XIII. war 
ein schwacher, unthätiger Regent. Er überließ die Regierung 
ganz seinem Minister (Rischliö). 
Dieser nahm den großen Vasallen den letzten Rest ihrer 
Selbständigkeit, damit der König unbeschränkt über 
Alles gebieten könne; unterwarf die Protestanten, weil 
sie es mit den Vasallen hielten, und besiegte durch den 
Beistand der Schweden und der deutschen Protestanten Oestreich. 
Auch beförderte er Künste und Wissenschaften. So 
stiftete er z. B. die Akademie zu Paris. 
Da er aber Frankreichs Größe nicht auf Tugend, sondern 
auf List und Gewalt gründete, legte er zugleich den Grund 
zu dem künftigen Verderben desselben. 
Ganz ähnlich wie er handelte Ludwig XIV., der 1643 
auf Ludwig XIII. folgte. 
Unter ihm erreichte die französische Poesie ihren Blüte¬ 
punkt durch bie Dichter Kornetj, Raßin, Moliär (Corneille, 
Racine, Moliere). 
Auch große Staatsmänner bildeten sich unter seiner Herr¬ 
schaft ans, z. B. der Finanzminister Kolbär (Colbert) 
und der Kriegsminister Lürooä (Louvois); ferner ausge¬ 
zeichnete Feldherren: Türenn, Köngdee (Turenne, Conde) u. s. w. 
Ludwig XIV. verfeinerte auch das Leben dadurch, daß er 
die SIMichen des ganzen Landes um sich versammelte, 
und eilt glänzendes Hofleben einführte. Die französi¬ 
schen Sitten und Moden herrschten seitdem in ganz Europa. 
Das Alles aber that er nicht aus Humanität, sondern aus 
Egoismus. Er handelte nach dem Grundsatz: „Der Staat 
bin ich"; d. H.: Ich bin nicht des Volkes wegen, sondern 
das Volk ist meinetwegen da; oder — was zu meinem 
Vortheil gereicht, ist Recht. 
Ebenso verfuhr er mit den benachbarten Nationen. 
Ihnen gegenüber galt ihm der Spruch: die Welt ist Frank¬ 
reich.
	        
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