Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in der Volksschule

— 145 — 
Mit vollem Recht verlangte also das Volk, nicht allein 
die einzelnen Staaten, sondern auch das ganze deutsche 
Reich sollte eine Verfassung erhalten, und wieder unter 
einem Kaiser stehen. 
Die Fürsten bewilligten diesmal alle Forderungen. Aber 
bald trat in Deutschland ebenfalls eine mächtige demokratische 
Partei hervor, welche Absetzung der Fürsten und eine kom¬ 
munistische Republik verlangte, uud da die Bürger nicht mit 
ihnen übereinstimmten, traten sie auch gegen diese aus. Durch 
solche Zersplitterung wurde es den Fürsten, Adlichen und 
Geistlichen möglich, die ganze Revolution zu überwältigen, und 
ihre frühere Macht nicht allein wiederzuerhalten, sondern noch 
zu erhöhen. 
Weil das Volk das Unmögliche und Verderbliche verlangt 
hatte, büßte es auch, wie in Frankreich, das früher Er¬ 
rungene ein. 
In ganz Europa trat eine Umkehr zu den mittelalter¬ 
lichen Zuständen ein. Unter so bewandten Umständen schien 
es Napoleon III. möglich, Frankreich wieder an die Spitze 
von Europa zu stellen, und der Oberherr aller Fürsten zu 
werden. 
Zu diesem Zwecke nahm er sich",vor, Rußland, Östreich 
und England zu demüthigen, Preußen zu vernichten, 
und Deutschland in seiner Zerrissenheit und Schwäche 
zu erhalten. 
Krieg gegen Rußland, 1854. 
Der Kaiser Nikolaus von Rußland verwickelte sich eben da¬ 
mals in einen Krieg mit der Türkei. Diese Gelegenheit be¬ 
nutzte Napoleon III. Er bewog durch List die Engländer zum 
Bündnis, und zwang die Russen, besonders durch die Belage¬ 
rung von Sewastopol 18 5 5, zu einem nachteiligen 
Frieden. 
Rußland verlor seitdem den größten Theil seines Ansehens 
in Europa; aber auch England hatte die Überlegenheit der 
französischen Armee kennen gelernt, und beugte sich seitdem 
unter Frankreich. 
Fricke, Weltgeschichte- ,a
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.