Full text: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

§. 12. Küsten und Inseln. 
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zur Südspitze von Afrika und von da zum Meerbusen von Guinea, so daß 
also auch in der südlichen Hälfte des Atlantischen Oceans die Gewässer einen 
ähnlichen Kreislauf beschreiben, wie es in der nördlichen der Fall ist. Im 
Großen Ocean strömt aus der'Gegend des Polarkreises zwischen 160" und 
100" westlicher Länge die Antarktische Polarströmung gegen die West¬ 
küste Südamerikas und theilt sich im Parallel von Chiloe in einen südöstlichen 
Arm, der als Cap-H o rn-Stro m um die Südspitzc des Contincnts biegt 
und sich in die Süd-Atlantische Derbindungsstrümung ergießt, und in einen 
nördlich gewendeten Arm, die Humboldts st römung, der, die Temperatur 
der Küste herabdrückend, diese bis nach Peru begleite!. Zwischen den Wende¬ 
kreisen strömt ein breiter in der Mitte durch eine Gegenströmung unterbrochener 
Strom, als Nor.d- und Südäquatorialer Driftstrom ^westwärts nach 
Australien und zur hinterindischen Inselwelt. Bei letzterer beginnt eine nord- 
ostwärts gehende Strömung, welche durchaus dem Golfstrom des Atlantischen 
Oceans entspricht. Es ist der Kurv-Siwo der Japaner, der den äußersten 
Saum der ostasiatischen Inselkette begleitend, die Kette der Alcuten nicht zu 
durchbrechen vermag, vielmehr an den Küsten Nordamerikas umbiegt und diese 
bis zu den Galopagosinseln verfolgt, um sich dann wieder mit der Nvrdäqua- 
torialen Driftströmung zu vereinigen. Auch ihm strömt aus der Behrings¬ 
straße eine Polarströmung entgegen, die sich im Behringsmeer ausbreitet und 
dann zwischen dem Kuro-Siwo und den Küsten Asiens nach Süden läuft. 
Diese Strömung ist an den Küsten Japans der Sammelplatz der köstlichsten 
Fische. Nebel und häufige Niederschläge bezeichnen auch hier die Grenze beider 
Strömungen. In der Mitte des Kreislaufes finden sich zwar nur geringe 
Fucusmassen, dafür aber ungeheure Anhäufungen von lebenden Mollusken, 
an denen zahlreiche Walfischheerdcn weiden. Die Sandwichinseln, welche an 
der Südgrenze dieses Gebiets liegen, sind daher der Sammelplatz der Walfisch- 
jäger und verdanken zunächst diesem Umstande ihren Aufschwung. — Im 
Indischen Ocean kennen wir eine Fortsetzung der Südatlantischen Verbindungs¬ 
strömung, welche südlich vom Cap, ostwärts bis nach Tasmanien strömt, und 
eine zweite, welche von den Küsten Vorderindiens zur Ostküste Afrikas geht und 
in reißendem Laufe durch den Canal von Mozambique strömend, das Cap er¬ 
reicht und unter dem Namen der Lagullasströmung dieseZ umströmt. Die 
Blätter 3, 4, 5 des. Sydowschen Schnlatlas geben ein getreues Bild dieser 
Strömungen und lassen durch die gleichfalls eingezeichneten Schiffscurse den 
Einfluß derselben auf den Schiffsverkehr und die Richtung der oceanischen 
Straßen deutlich erkennen. 
Küsten und Inseln. Die Grenzen des Meeres und Landes heißen §• 12. 
kni allgemeinen Küsten und ihre verschiedene Natur ist vom größten Ein¬ 
fluß auf die Geschichte und die Entwickelung der Länder gewesen. Man 
unterscheidet: 1) Steilküsten, welche sich eben so tief unter das Meer 
als über das Meer erstrecken. Sie sind in der Regel sichere Küsten, weil 
sie keine Klippen und Sandbänke haben, dagegen reich an einschneiden¬ 
den Buchten und Häfen sind, in denen die größten Schiffe bis unmittelbar 
an die Küste gelangen können. Nur w» zusammenhängende Hochebenen 
an das User treten, zieht sich die Küste wie eine undurchbrochene Mauer oft 
viele Meilen weit fort und ist dann hafenlos und unnahbar. So z. B. 
an der Küste des Australg olfs, oder an den Küsten Frankreichs zwischen 
den Mündungen der Seine und Somipe (die sog. Falassen). Die 
längste Steilküste der Welt findet sich an der Westküste Amerikas 
von den Küsten Chiles bis zur Insel Quadra und Vancouver; aber
	        
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