Full text: Geschichte des Altertums (1)

Die Ägypter. 13 
waren die alten Ägypter geschickt und sorgten durch Kanüle und künst¬ 
liche Seebecken, wie das des Meri, sür eine gleichmäßige Verteilung 
des segenspendenden Nilwassers. Stattliche Ruinen von Tempeln und 
Palästen stehen noch bei den Dörfern Karnak und Luxor, wo einst 
die Stadt Theben lag. Säulen von gewaltigem Durchmesser stützen 
hier weiträumige Säle, deren Wände mit Darstellungen von Taten 
der Götter und der Könige in den Zeichen der heiligen Bilderschrift 
der Priester, den Hieroglyphen, bedeckt sind. Zu diesen Bauten 
fanden die Ägypter ein gutes Material in den Granit- und Sand¬ 
steinfelsen, die das Niltal im Osten begrenzen. Hier meißelten sie 
auch aus ganzen Felsstücken Riesen standbilder ihrer Könige, 
Statuen ihrer Götter, die aus Löwenleib und Menschenhaupt zu¬ 
sammengesetzten Gestalten der Sphinxe und die Obelisken ans, 
welche gewöhnlich den Zugang zu den Tempeln zierten. 
Im Gegensatze zu den prachtvollen Palästen, Tempeln und 
Denkmälern aus Stein bestanden die Wohnhäuser der Ägypter 
nur aus Holz und Ziegeln von Nilschlamm, so daß infolge dieser 
Bauart oft ganze Städte und Dörfer weggeschwemmt wurden. Das 
Äußere der Wohnungen war in späterer Zeit bunt bemalt. Das 
Innere stattete die Frau mit prächtigen Möbeln reich ans; sie hatte 
ja weiter nichts zu tun, als die Hauswirtschaft zu besorgen und 
die Kinder zu erziehen. Nirgend in den alten Kulturländern genoß 
die Frau ein so hohes Ansehen wie in Ägypten, sie wurde mit 
dem Titel „Herrin des Hauses" angeredet, sie führte kein abge¬ 
schlossenes Leben, wie es sonst im Orient für das weibliche 
Geschlecht noch allgemein üblich und Vorschrift ist, sondern ein 
geselliges und durfte au öffentlichen Veranstaltungen (Wett¬ 
kämpfen, Gastmählern) teilnehmen und sich auf Straßen und Plätzen 
zeigen. In einer alten Handschrift werden folgende Lehren erteilt: 
„Wenn du weife bist, so schmücke dein Hans gut, liebe deine Frau 
ohne Streit, nähre sie, ziere sie, überstreue sie mit Wohlgerüchen, 
erfreue sie, solange du lebst; es ist ein Gut, das seines Besitzers 
würdig sein soll." - Bezüglich der Tracht ist zu bemerken, daß 
die Frauen weniger Schmuck anlegten als die Männer. Das Frauen¬ 
kleid reichte fast bis auf die Knöchel, war eng und ohne Falten. 
Beide Geschlechter trugen Sandalen und häufig Perücken. Die 
Männer ließen sich den natürlichen Bart abnehmen und banden 
einen künstlichen um, um würdevoller auszusehen. 
Schon vor dem Jahre 3000 vor Christi Geburt blühte in 
Ägypten ein Reich, das alte Reich, mit der Hauptstadt Memphis. 
Seine berühmtesten Könige waren Cheops (Chufn), der die höchste 
Pyramide (150 m1)) erbaute (um 3000), und Myferin2), der 
x) Münster in Straßburg 143 m. Sieh Lehmann, kulturgeschichtliche 
Bilder: II. Ägyptische Bauwerke. 
2) Lies H. Lingg: „Myceriu". 
Malerei und 
Schrift. 
Bildhauerei. 
Wohnung. 
Stellung der 
Frauen. 
Tracht. 
3500—2500 
Altes Reich.
	        
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