Full text: Geschichte des Altertums (1)

Griechenland und die Hellenen. “9 
Die unter ben Griechen herrschende Staatsform war in ber Verfassung, 
frühesten Zeit ein patriarchalisches Königtum, in ber Blütezeit 
ihrer Geschichte ber Freistaat ober bie Republik. Hatten alle 
freien Bürger an ber Verwaltung unb Gesetzgebung bes Staates 
teil, so sprach man von bemokratischer, wenn nur eine bevorzugte 
Klasse, von aristokratischer Republik. Wenn bie republikanische 
Staatsform von einem einzelnen umgestürzt würbe, so entstaub eine 
Alleinherrschaft, welche bie Griechen Tyrannis nannten. 
Die Religion ber Griechen war wie bie aller Jubogermanen Religion, 
ursprünglich ein Naturbienst; zufolge ihrer phantasievollen Anlage unb 
ihres Schönheitssinnes schufen bic Griechen jcboch bie Kräfte unb Er¬ 
scheinungen ber Natur zu göttlichen unb halbgöttlichen Wesen um, 
bie in wunberbctr herrlicher Menschengestalt ein heiteres, harmonisches 
Dasein führen, von Nektar unb Ambrosia leben unb unsterblich sinb. 
Als oberster Gott, als „König ber Götter unb Menschen", würbe 
Zeus föuppiter)1) verehrt, bie Vergöttlichung unb Verkörperung bes 
wolkenlosen Firmamentes unb Luftreiches. Seine Gemahlin war 
bie hoheitvolle Hera (Juno), bie Beschützerin ber Ehe unb Familie, 
ber Zucht unb Sitte, seine Tochter Pallas Athene (Minerva), 
bie Göttin ber Weisheit wie bes Krieges, neben welcher auch ein 
wilber Kriegsgott, Ares (Mars), erscheint. Der Sonnengott Helios, 
Phöbos ober Apollo galt zugleich als Gott bes geistigen Lichtes, 
ber Weissagung, Dichtung unb Musik unb Führer ber neun 
Musen,2) wie bie Schutzgottheiten ber höchsten geistigen Bestrebungen 
ber Menschen hießen. Ursprünglich als Monbgöttin verehrte man 
seine Schwester Artemis (Diana); als Göttin ber Jagb burch- 
ftreifte sie ihr Gebiet mit Pfeil unb Bogen in Gesellschaft ber 
Nymphen. Diese waren Bergnymphen (Orcaben), Walbnymphen 
(Dryaben) unb Quellnymphen (Najaben). Heilig ist ihr bas Wilb 
bes Walbes; in ihren besoubereu Schutz nimmt sie bie keuschen 
Jünglinge unb Jungfrauen. Auch Walb- unb Berggeister, 
Satyrn, Päne,3) St lene gab es. Bote ber Götter unb 
Gott bes Verkehrs, also auch bes Handels, war Hermes (Merkur), 
besten Schnelligkeit burch Flügelhut unb geflügelte Scmbalen an¬ 
gedeutet würbe. Der Gott bes Feuers unb ber Melallarbeit war 
Hephästos (Vulkän), bie Göttin bes heiligen Herbfeuers Hestia 
(Vesta), bie Göttin ber Schönheit unb Liebe AphrobNe (Venus), 
bie von bem Knaben Eros (Amor) unb ben brei Chariten 
(Grazien), ben Göttinnen ber Anmut, begleitet würbe. Der Acker- 
') In Klammern stehen die Namen, welche die betreffende Gottheit bei 
den Römern führte. 
2) Ihre Namen entnimm den Überschriften der neun Gesänge in Goethes 
„Hermann und Dorothea". 
8) Daher „panifcher Schrecken", weil Pan gern dem einsamen Wanderer 
durch seltsame Geräusche und Rufe Furcht und Angst einjagte.
	        
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