Full text: Geschichte des Altertums (1)

Griechenland und die Hellenen. o-l- 
gegennahmen. — An einzelnen Tempelstätten wurden zum Preise 
bestimmter Götter auch Festspiele abgehalten; so zu Delphi die Apollo Festspiele, 
gewidmeten pythischen, bei einem Poseidontempel aus dem Isthmus 
von Korinth die isthmischen/) bei Nemea in Argolis die dem 
Zeus heiligen nemeischen und zu Olympias in Elis die dem¬ 
selben Gotte geweihten olympischen Spiele. Die letzteren, die 
seit 776 alle vier Jahre stattfanden, waren die besuchtesten. Sie 
bestanden in Wettlauf, Wagenrennen, Ringkampf, Faustkampf, Dis¬ 
kuswerfen u.dgl.; bald traten bei dieser Gelegenheit auch Schrift¬ 
steller, Dichter und Musiker aus und trugen dem versammelten 
Volke Teile ihrer Werke vor. Der Preis war ein Kranz aus den 
Zweigen des dem Zeus geweihten heiligen Olbaumes. außerdem 
durste ein Sieger von Olympia in dem Hl. Haine daselbst sein 
Standbild errichten lassen und wurde bei seiner Rückkehr nach Hause 
von seiner Vaterstadt gewöhnlich mit ausgesuchten Ehren empfangen. 
So hoch hielten die Griechen die olympischen Spiele, daß sie nach 
ihnen ihre Zeitrechnung einrichteten. Ein Zeitraum von 4 Jahren 
hieß demnach eine Olympiade. Diese Ära begann mit dem Jahre Olympiaden. 
776 v. Chr. 
Schon die Festspiele der Griechen zeigen, wie hoch dies Volk Erziehung, 
körperliche Gewandtheit schätzte. Das Schöne und allgemein Mensch¬ 
liche an der hellenischen Erziehungsweise besteht oor allem darin, 
daß sie in gleicher Weise die Kräste des Leibes und der Seele zu 
wecken und zu stählen suchte. Zu diesem Zweck wurde der Knabe 
durch einen hiezu geeigneten Sklaven seines Vaters oder in Privat¬ 
schulen im Lesen, Schreiben und Rechnen (grammatischer Unterricht), 
in Handhabung eines Saiteninstrumentes (musischer Unterricht) und 
in sog. Palüstren (Turn- oder Ringschulen) in Ringkümpfen wie 
anderen Spieleu geübt, die alle die Erstarkuug des Körpers, die Aus¬ 
bildung der Geistesgegenwart und die Stählung der Willenskraft 
zum Ziele hatten. Auch die Jüugliuge und die Erwachsenen lagen 
noch solchen Übungen in den Gymnasien ob. Geistige und körper¬ 
liche Gesundheit, Schönheit uud Kraft erschienen nebst politischer 
Freiheit den Hellenen als die erstrebenswertesten Güter des Lebens. 
Die Erziehung der Mädchen zielte vor allem auf Tüchtigkeit in Erziehung der 
der Hauswirtschaft ab. Spinnen, Weben, Waschen sind die Haupt- Mädchen, 
beschästiguugeu; Erholung finden sie in Spiel, Tanz uud Musik 
(Gesang- und Saitenspiel). Die liebenswürdige, sittsame, schamhafte, 
gastfreundliche Naufitaa vereinigt so recht in ihrer Person alle Tugenden Nausikaa, 
und Vorzüge einer griechischen Jungfrau. Nicht durch große Mitgift 
ist sie begehrenswert, sie ist die vielumworbene, die nur durch reiche 
') Lies „Griechische Spiele" von Pfizer. — Sieh Lehmann, kulturgeschicht¬ 
liche Bilder: „Die Olympischen Spiele". 
2) Ausgrabungen auf Kosten des Deutschen Reiches 1875—1879.
	        
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