Folgen bey dreißigjährigen Krieges rc. — Kulturzustände. 39
7. Sämtlichen Reichsständen wurde Volle Staatshoheit zu- Reichs¬
erkannt, besonders das Recht, Krieg zu führen und Bund - ständische
nisse untereinander und mit fremden Staaten. -Souveränität,
nur nicht gegen Kaiser und Reich zu schließen.
Folgen des BOjährtßctt Krieges für Deutschland und der
Religionskriege für Europa.
Durch den westfälischen Frieden hatte Deutschland seine politische Tatsächliche
Einheit so gut wie verloren und sich in einen lotteren Staaten- Auflösuiig des
bnnd aufgelöst, für den man nur die alten Formen des Reiches
noch beibehielt. Aber wie unwichtig die eigentlichen Reichsangelegen¬
heiten erschienen, zeigt der Umstand, daß Reichstage alter Ordnung,
aus deueu der Kaiser mit den Fürsten persönlich zusammengekommen
war, nach dem 30jährigen Kriege nicht mehr abgehalten wurden.
Dafür gab es seit 1663 einen ständigen Reichstag zu Regensburg,
der durch Abgesandte des Kaisers, der Fürsten und der
Reichsstädte gebildet wurde. Da Deutschland erschöpft aus dem
großen Kriege hervorging, gewannen die beiden Bürgen des west-
sälischen Friedens, Frankreich und Schweden, entscheidenden Übergewicht
Einfluß auf feine Geschicke. Zu dieser politischen Bevormundung Frankreichs u.
durch das Ausland kam aber noch, daß das deutsche Volk auch ^tüe en§'
au geistiger: Kraft für ein Jahrhundert gebrochen war und
deshalb in die Nachahmutig des Auslands, besonders Frank¬
reichs, verfiel.
Den Hauptvorteil aus den großen Religionskriegen, deren letzter Monarchischer
der dreißigjährige war, zog die fürstliche Gewalt. Denn an Absolutismus,
tiefe lehnte sich einerseits die alte Kirche an, um ihr früheres Gebiet
zurückzuerobern, andrerseits suchten und fanden auch die neuen Be¬
kenntnisse gerade bei der Fürstengewalt Schutz vor der Gegenrefor¬
mation. Infolge davon wurde in katholischen wie in protestan¬
tischen Ländern (mit einziger Ausnahme von England) die
Monarchie unumschränkt, was sie in den deutschen Staaten
schon wegen der allgemeinen Erschöpfung aller anderen Kräfte und
Gewalten werden mußte. So folgt auf das Zeitalter der Gegen¬
reformation das des fürstlichen Absolutismus, der je nach der
Persönlichkeit seines Inhabers segensreich oder verderblich gewirkt hat.
Kulturzustände während dieses Zeitalters. (Nachträge).
Wissenschaft und Schule. Infolge der Pflege der humani¬
stischen Studien (s. Humanismus S. 7 und Renaissance S. 8) und
der Reformationskämpfe hatte Deutschland im 16. Jahrhundert und
bis zum Anfang des großen Krieges einen so gewaltigen Aufschwung
aus allen Gebieten des Wissens genommen, wie es ihn bis dahin