§ 37. Ludwig der Bayer 1314—1347.
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*Jm Jahre 1310 unternahm Heinrich einen Römerzug, um die kaiserliche
Herrschaft in Italien wieder herzustellen. Dort herrschte überall zwischen den
welsischen und ghibellinischen Parteien Hader und Verwirrung. Zuerst
wurde der deutsche König mit Jubel begrüßt; der große Dichter Dante
hatte ein nennenswertes Verdienst um diese kaiserfreundliche Stimmung.
Als aber Heinrich die Kaiserkrone empfangen hatte und feines Amtes
als geistlicher und weltlicher Schiedsrichter zu walten begann, sah er sich
plötzlich mit allen Parteien verfeindet. In bedrohter Lage starb er unweit
Siena und wurde in Pisa begraben (1313).
§37.
Ludwig der Bayer 1314—1347.
1. Die Aoppetwahk und ihre Aokgerr. Nach dem Tode Hein¬
richs VII. sah Deutschland wieder das Schauspiel einer Doppelwahl.
Die habsburgische Partei wählte Herzog Friedrich den Schönen
von Österreich, einen Sohn des Kaisers Albrecht, während die luxem¬
burgische sich für den Bayernherzog Ludwig aus dem wittelsbachischen
Hause entschied. Der Kamps um die Krone dauerte sieben Jahre, bis
1322 zwischen Mühldorf und Ampfing am Inn die Entscheidung
fiel. Ludwig besiegte mit Hilfe des Burggrafen Friedrich von Nürnberg
feinen Gegner und lief; ihn auf der festen Bnrg Trausuitz in der Ober¬
pfalz als Gefangenen verwahren.
2. I)ie Wersöhnung mit Iriedrich. Friedrichs rühriger Bruder,
der Herzog Leopold von Österreich, setzte den Stampf unverzagt fort
und bot alles auf, um seinem Hause die kaiserliche Krone zu erhalten.
Da entließ Ludwig seinen Gefangenen gegen das Versprechen, allen
Ansprüchen auf den Thron zu entsagen. Friedrich, gebrochen durch
die lange Haft, war dazu bereit; aber Leopold wollte nichts von solchem
Verzichte wissen. Darauf kehrte Friedrich trotz der Bitten seiner Ge¬
mahlin und der Vorstellungen seines Bruders in die Gefangenschaft zu¬
rück. Ludwig vergalt diese Treue, indem er ihm die Freiheit wiedergab
und ihn zum Mitregeuten annahm (1325). Damit hatte der unheil¬
volle Bürgerkrieg fein Ende gefunden. In: folgenden Jahre, nach dem
Tode feines Bruders Leopold, kehrte Friedrich in seine Erblande zurück,
starb aber schon nach wenigen Jahren (1330).
3. Ludwigs Kampf mit dem Papste. Zu den Gegnern Ludwigs
im Thronstreite gehörte auch Papst Johann XXII., den Leopold für
die Sache seines Bruders gewonnen hatte. Obwohl die Päpste, die seit
dem Jahre 1309 zu Avignon in Südfrankreich residierten, damals in