Sart bekämen. Männer und Frauen saßen immer auf Pferden
und zogen von einem Orte zum andern. Häuser hatten sie nicbt,
sondern nur Zelte von Fellen. Sie aßen wilde Wurzeln und
s?r Es. roh. Das Fleisch legten sie wie einen Sattel
aufs Pferd und ritten es mürbe. Hunger und Durst. Hitze und
Kalte ertrugen sie mit großem Gleichmuts fand sich aber Gelegen¬
heit, so aßen und tranken sie auch desto unmäßiger.
E ihren östlichen Nachbarn bedrängt, brachen sie mit WeL
und Kmd und all ihrer Habe von ihren Wohnsitzen auf und zogen
gegen Westen Europa zu. Sie ließen sich einstweilen auf den
retten Weideplätzen am Schwarzen Meere nieder. Aber um das
^ahr 450 drangen sie unter ihrem Könige Attila oder Etzel weiter
gegen Westen vor.
Attila war klein von Wuchs; aber eisenfest war sein Körper
und elsenfest seine Willenskraft. Aeußere Pracht verschmähte er.
Jienn er ein Gastmahl gab, ließ er seinen Gästen eine Menge
der ausgesuchtesten Speisen und Getränke m silbernen und gol¬
denen Gefäßen vorsetzen: er selbst aber begnügte sich mit wenigem,
^lzernen Schüssel und trank aus einem hölzernen
-Lecher. Alle Länder waren voll Schrecken vor ihm, und manche
glaubten, Gott habe ihn als Geißel ausersehen, die Menschbeit
tur thre Sünden zu züchtigen. Sie nannten ibn deshalb „Gottes-
geißel", und Gottesgeißel nannte er sich selbst. Er dünkte sich
selber wie Gott und dachte in seinem Uebermuthe: „Wer bebt
rne Hand wider mich auf, und wer kann mir widerstehen?"
Der oströmische Kaiser in Konstantinopel gab ihm 2000 Pfund
Gold und an der Donau so viel Land, als er wollte, damit er
sein übriges Gebiet verschone. Von Ungarn aus zog nun Attila
an der Spitze eines Heeres von 500,000 Mann die Donau hinaus.
Sem Zug glich den Heuschreckenschwärmen, welche die Saatfelder,
auf welche sie fallen, in wenig Stunden zu Wüsten machen. In
der Gegend, wo der Neckar in den Rhein fließt, setzte er über
diesen Strom und stürzte sich mit unwiderstehlichem Ungestüm in
das heutige Frankreich, damals Gallien genannt. Alle Städte,
welche den Barbaren im Wege lagen, wurden erstürmt, geplündert
und größtentheils in Asche gelegt. Zwischen Rhein und Seine
ward alles Land zur Einöde.
Aber bei Ehalons in der Champagne fand er an Aetius, dem
römischen Feldherrn und Theoderich, dem Könige der Westgothen,
ebenbürtige Gegner. Diese hatten ein großes Heer zusammen¬
gebracht, das bereit war, zu siegen oder zu sterben.
Es war im Jahre des Heils 451 an einem Herbsttage, als
die große Schlacht geliefert wurde. Sie begann mit Tagesanbruch
und dauerte bis tief in die Nacht. Die Römer und ihre Bundes-
qenossen siegten; die Gottesgeißel wurde diesmal selbst gegeißelt.