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Die Sünden, für die man Ablaßzettel kaufen konnte, hatten
ihren besonderen Preis. Eine Mordthat kostete 8 Dukaten, ein
Kirchenraub 9 Dukaten. Wollte jemand noch eine oder die andere
Bosheit oder Schandthat begehen, dann konnte er hierfür auch
Ablaß kaufen. Tetzel hatte zwei Kasten bei sich. In einem Kasten
waren die Ablaßzettel, in den andern Kasten wurde das Geld
geworfen. Haufenweise liefen die Leute zu dem Ablaßkrämer.
6. Die 95 Sätze. Luther hörte von diesem gottlosen
Ablaßhandel. Er sagte: „So Gott will, mache ich dem Tetzel
ein Loch in seine Trommel!" In der Predigt und Beichte warnte
Luther die Leute vor diesem Betrug. Luther lehrte: „Wer Buße
thut sein lebenlang und sich zu Gott bekehrt von ganzem Herzen,
dem werden die Sünden vergeben. Christi Blut allein kann uns
rein machen von unseren Sünden. So steht's in Gottes Wort."
Tetzel hörte, daß Luther so gegen den Ablaß war. Er fluchte
und verdammte ihn deshalb. Luther forschte aber immer fleißiger
in Gottes Wort uud fand, daß die armen Herzen greulich be¬
trogen wurden. Am 31. Oktober schlug er 95 Sätze an die
Schloßkirche zu Wittenberg. Alle Sätze waren gerichtet gegen
den Ablaßhandel. Der erste Satz lautete: „Da unser Herr Jesus
Christus spricht: „Thut Buße!" will er haben, daß das ganze
Leben seiner Gläubigen auf Erden eine Buße fein soll. Der Papst
kann keine Schuld vergeben, er kann nur sagen, was Gott ver¬
geben hat." Die Summa aller Sätze war: „Der Fromme kommt
in den Himmel durch den Glauben an Jesum Christum, nicht
durch Ablaß oder gute Werke."
Die 95 Sätze Luthers wurden bald gedruckt und weit ver¬
breitet. In ganz Deutschland, ja auch in anderen Ländern las
man sie. Viele Christen merkten, daß Luther recht hatte, und
stimmten ihm zu. Die Ablaßhändler aber wurden voll Zorns,
denn mit ihrem Handel war es vorbei.
Am meisten zürnte aber der Papst dem Luther. Er that
ihn und alle, die seiner Predigt glaubten, in den Bann. Damit
wurden Luther und alle seine Anhänger aus der katholischen
(d. h. allgemeinen) christlichen Kirche ausgestoßen. Sie wurden
später evangelische Christen genannt.
7. Luther in Worms. Der damalige deutsche Kaiser
Karl V. hatte auch von Luthers Predigten gehört, und daß so
viele seiner Lehre anhingen, sogar der Kurfürst von Sachsen und
andere Fürsten. Er mochte aber nicht gern, daß in der christlichen
Kirche Spaltungen seien, und gedachte die Sache aus einem
Reichstage zu schlichten. Diesen Reichstag hielt er 1521 in