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auszubilden. In den darauf folgenden Jahren unternahm er„weite
Reisen, sogar bis zum heiligen Lande. Auch in Rußland, in Öster¬
reich, in Italien und in Spanien ist er gewesen.
2. Seine Vermählung. Auf seinen Reisen war der
Prinz auch mehrmals nach England gekommen. Dort hatte er die
Tochter der Königin von England, die Prinzessin Viktoria, kennen
gelernt. Er vermählte sich mit ihr im Jahre 1858. Von den
8 Kindern, welche Gott ihnen schenkte, leben noch 6: 2 Söhne, der
Kaiser Wilhelm und der Prinz Heinrich, sowie 4 Töchter.
3. Das Familienleben. Die hohen Eltern gaben dem
ganzen Lande ein schönes Beispiel des glücklichsten Familienlebens-.
In dem schönen, ländlich gelegenen Schlosse Friedrichskron ver¬
lebten sie glückliche Jahre ihres Lebens. Der Erziehung ihrer
Kinder widmeten sie ihre ganze Sorgfalt. Die Söhne und Töchter
wurden im Hause von Lehrern unterrichtet. Oft kamen der Kron¬
prinz und seine Gemahlin in das Unterrichtszimmer und hörten
dem Unterrichte zu und freuten sich über die Fortschritte ihrer
Kinder. Einmal sagte der Kronprinz zu den Lehrern: „Nehmen
Sie keine Rücksicht mit den Knaben; seien Sie ja streng mit ihnen,
denn sie sollen und müssen etwas lernen."
4. Kaiser Friedrich als Kriegsheld. Der Kronprinz
Friedrich Wilhelm war auch ein tüchtiger Soldat geworden. Das
zeigte sich in den 3 Kriegen, welche er 1864, 1866, 1870 und 71
mitführen half. Im Jahre 1864 führten die Preußen und Öster¬
reicher Krieg gegen die Danen. Mit seinen Soldaten zog er
mitten im Winter in das Feld. Oft mußten sie durch Schnee unb
Schmutz waten, des Nachts in Scheunen und schlechten Bauernstuben
schlafen. Der Kronprinz aber teilte alle Mühen und Beschwerden
mit ihnen, und durch sein Beispiel wurden seine Soldaten ermuntert,
gern ihrem Führer zu folgen. In dem zweiten Kriege 1866 führte
der Kronprinz ein Heer gegen die Österreicher. Er war in großer
Sorge und voll Kummer, als er wegzog, denn sein Söhnchen
Sigismund war schwer krank und starb, als er im Kriege war.
Auf schwierigen Wegen zog der Kronprinz mit seinem Heere nach
Böhmen. Durch sein rechtzeitiges Eintreffen auf dem Schlacht¬
felde wurde die Schlacht bei Königgrätz gewonnen und der Kriec;
nachher in wenigen Tagen beendet. Neuen und noch größeren
Ruhm erwarb er sich in dem Kriege gegen Frankreich 1870 und 71.
Er führte die Truppen aus Süddeutschland und errang mit ihnen
die ersten Siege bei Weißenburg und Wörth. Später half er die
Schlacht bei Sedan gewinnen, wo der Franzosenkaiser Napoleon III.
und seine ganze Armee am 2. September 1870 gefangen genommen