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streng und gut erzogen. Er sonnte in lateinischer Sprache so
gut reden wie in deutscher; auch wußte er christliche Gebete,
das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und die Geschichten
vom Herrn Jesus und von den Aposteln Paulus und Johannes.
Besonders gern hörte er die Geschichten von alten Helden erzählen.
König Karl hat viele und lange Kriege geführt. Zuerst
kämpfte er gegen die Sachsen. Diese waren noch Heiden. Sie
wohnten im jetzigen Westfalen und in Hannover. Oft fielen
sie in Karls Land ein und plünderten es aus. Darum zog
Karl 7 Mal gegen sie. Erst nach 30 Jahren und nach vielen
blutigen Schlachten besiegte Karl die Sachsen vollständig. Da
ließen sie sich auch taufen unb wurden Christen.
Zweitens mußte Karl 7 Mal gegen bie Avaren ziehen.
Diese wohnten in Ungarn; sie fielen ebenfalls in Deutschlanb
ein unb raubten unb plünberten; aber auch sie wurden besiegt
unb zurückgetrieben; das Christentum nahmen sie jedoch nicht an.
Drittens hat Karl viele Jahre lang mit den Slaven Krieg
führen müssen. Diese wohnten zwischen der Elbe und der Oder.
Sie wurden besiegt und ihr Land siel an Deutschland. Die
Slaven nahmen meist das Christentum an. — Auch Nord¬
italien, welches Lombardei genannt wird, hat Karl erobert und
mit Deutschland verbunden.
Am Weihnachtsfeste im Jahre 800 wurde Karl in Rom
vom Papst zum Kaiser gekrönt. Das ging so zu. Der Papst
wurde durch seine Feinde aus Rom gejagt. Da ging er zu
Karl nach Paderborn unb bat ihn um Hülfe. Karl zog mit
einem großen Heere über bie Alpen nach Rom nnb setzte ben
Papst wieber ein. Am Weihnachtstage im Jahre 800 ging
Karl in die Peterskirche zu Rom. Als er vor beut Altar
kniete unb betete, setzte ihm ber Papst eine golbene Krone auf
das Haupt, Eine große Menschenmenge hatte sich versammelt;
diese rief laut: „Dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten,
großen und friedeliebenden Kaiser der Römer, Leben und Sieg!"
Darauf salbte ihn der Papst mit geweihtem Oel. Laut jubelte
alles Volk, die Trompeten schmetterten; Fürsten, Grafen und
andere Herren traten zu Karl und versprachen, ihm stets treu
«nd gehorsam zu sein.
So war der beutsche König nun auch römischer Kaiser.