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Kind: „Ei, meine liebe Großmama,
ich weiß es, wer der Mann gewesen.
Der liebe Jesus ist es ja,
von dem im Buche du gelesen.
Recht lernen will ich, bis ich kann
auch lesen, was hier steht geschrieben
von Jesus, diesem guten Mann,
will ihn auch recht von Herzen lieben!“
Fur unsere Kleinen. I. S. 42. G. Chr. Dieffenbach.
189. Sonntag.
Der Sonntag ist gekommen, Und wie in schönen Kleidern
ein Sträußchen auf dem Hut; nun pranget jung und alt,
sein Aug' ist mild und heiter, hat er für sie geschmücket
er meint's mit allen gut. die Flur und auch den Wald.
Er steiget auf die Berge, Und wie er allen Freude
er wandelt durch das Cal, und Frieden bringt und Ruh,
er ladet zum Gebete so ruf auch du nun jedem
die Menschen allzumal. „Gott grüß dich!“ freundlich zu.
Gedichte. 9. A. 5. 212. Hoffm. von Fallersleben.
189a. Spruch von der Uirche.
Umsonst hat der Maurer die Kirch' nicht gebaut,
die mit den Cürmen zum Himmel aufschaut.
Die sollen und wollen mit Orgel und Glocken
zum lieben Herrgott die Nindlein locken. —
Kinderheimat. Vollsausg. 5. 91. Friedrich Gũll.
190. Der junge Palke.
„Vater,“ sagte der junge Falke eines Morgens zu dem alten,
der siech zu einem Ausfluge rüstete, „Vater, laß mich mit dir
ziehen. Meine Schwingen sind gewachsen, meine Pänge fast so
sstark als die deinigen, es ist Zeit, dab ich selbst für mich sorge.“
Der alte Falke schũttelte zwar bedenklich sein Haupt, doch
sprach er: „Du sollst deinen Willen haben! EHüte dich aber, un-
gehorsam zu sein, und folge allein meinen Ratschlägen, sonst
mõchtest du leicht in dein Verderben rennen. Der Menschen List
und Bosheit verfolgt uns allerorten.“ — Der Sohn versprach Ge-
horsam, und schnellen FHluges entschwebten die Palken dem Neste.
die flogen rasch dahin über dio Pelder.
„Sieh das Rebhuhn, Vater!‘ rief der junge Falke. „Lab es
mich jagen; es wird eine leichte Beute sein.“
Deutsches Lesebuch. 1. Teil. 6. Auflage.
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