Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
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Schlesien heraus; denn er hatte ein Recht, diese Provinz zu beanspruchen. Im
Jahre 1537 hatte nämlich der Kurfürst von Brandenburg Joachim II. mit dem
Herzog Friedrich II. von Liegnitz, Brieg und Wohlau einen Vertrag ge¬
schlossen. Danach sollten diese Herzogtümer nach dem Aussterben der schlesischen
Herzöge an Brandenburg fallen. Der letzte schlesische Herzog war im Jahre
1675 gestorben. Damals regierte in Brandenburg der Große Kursürst Friedrich
Wilhelm. Er beanspruchte die schlesischen Herzogtümer, aber der Deutsche
Kaiser nahm sie in Besitz.
A) Der erste schlesische Krieg, 1740 bis 1742. Friedrich erklärte,
Schlesien gehöre ihm, rückte in das Land ein und besetzte es. Ein öster¬
reichisches Heer zog ihm entgegen. Bei Mollwitz nicht weit von Brieg (in
Schlesien) kam es zur Schlacht. Die Preußen siegten. Im folgenden Jahre
fiel Friedrich in Böhmen ein und besiegte nochmals die Österreicher bei Czaslau
unb Chotusitz (südöstlich von Prag). Da schloß Maria Theresia mit ihm
den Frieden zu Breslau und trat ihm Schlesien ab.
B) Der zweite schlesische Krieg von 1744 bis 1745. Maria
Theresia hatte nur aus dringender Not Schlesien an Friedrich abgetreten, denn
sie mußte mit andern Feinden Krieg führen. Bald hatte sie diese besiegt und
rüstete sich im stillen zu einem neuen Kriege gegen Friedrich. Dieser kam ihr
aber zuvor, zog mit seinem Heere nach Böhmen und besetzte Prag (an der
Moldau). Er hatte aber wenig Lebensrnittel; deshalb mußte er nach Schlesien
zurückmarschieren. Dorthin folgten ihm die Österreicher. Bei Hohenfriede-
berg (zwischen Schweidnitz unb Liegnitz) wurden sie in die Flucht geschlagen.
Noch zwei anbere Schlachten bei Soor (norböstlich von Prag) unb bei Kessels¬
dorf (westlich von Dresben) würben von ben Preußen gewonnen. Dann kam
es zum Frieben in Dresben. Friebrich behielt Schlesien. Enbe Dezember
1745 hielt er seinen Einzug in Berlin. Die Freube bes Volkes war
groß; zum erstenmal erscholl bamals der Ruf: „Es lebe Friedrich der
Große."
C) Der dritte fchlefifche oder siebenjährige Krieg 1756 bis 1763.
Maria Theresia gab den Gedanken nicht auf, Schlesien zurückzuerobern. Des¬
halb verband sie sich mit Frankreich, Rußland, Schweden und den meisten
deutschen Fürsten. Nicht nur Schlesien, sondern auch die übrigen Länder außer
Brandenburg wollte sie dem Preußenkönige entreißen. Friedrich stand allein
seinen Feinden gegenüber.
1) Schlacht bei Prag 1757. Von dem Plane seiner Feinde erhielt
Friedrich Kunde und kam ihnen zuvor. Unerwartet rückte er in Böhmen
ein. Bei Prag standen die Österreicher auf Anhöhen. Der General Schwerin
riet von einer Schlacht ab. Er wollte den müden Soldaten einen Ruhetag
gönnen. Friedrich aber sagte: „Frische Fische, gute Fische" und griff
ben Feind an. Die Schlacht wurde gewonnen, aber Schwerin getötet. Über