Full text: Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte

Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 
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Auch ließ er bekannt machen, jedermann könne zu jeder Zeit sich persönlich an 
ihn wenden, wenn er meine, daß ihm Unrecht geschehe. 
5) Friedrichs Verdienste um Westpreußen. Neun Jahre nach dem 
Schlüsse des siebenjährigen Krieges wurde das Königreich Polen zum ersten¬ 
mal geteilt. Preußen bekam das Ermland. das untere Weichselland, 
Pommerellen, d. i. das heutige Westpreußen und zwar sowohl die Teile 
links als auch das Kulmerland rechts von der Weichsel und den Netzedistrikt. 
Damit kam ein Landstrich wieder zu Deutschland, der ihm 1466 von den Polen 
entrissen worden war. Am 13. September 1 <72 nahm Friedrich Westpreußen 
in Besitz, am 27. September desselben Jahres ließ er sich in Marieuburg 
huldigen, d. H. er ließ sich Treue und Gehorsam geloben und seine Herrschaft 
anerkennen. Seitdem nannte er sich nicht mehr König itt Preußen, sondern 
König von Preußen. 
Bei seiner Durchreise durch Westpreußen sah der König ein, daß er ein 
armes und verlassenes Land übernommen hatte. Kam er in die Nähe eines 
Dorfes, so sah er graue Hütten und zerrissene Strohdächer aus kahler Fläche, 
ohne einen Baum, ohne einen Garten. Die Hänfer waren aus hölzernen Sprossen 
gebaut und mit Lehm ausgeklebt. Alle Wirtschaftsgebäude waren verfallen 
und unbrauchbar. Bauernhöfe lagen in Trümmern, Städte waren zerstört. 
Von den 40 Häusern des Marktes in Kulm hatten 28 keine Dächer, keine 
Thüren, keine Fenster und keine Eigentümer. Kriege, ansteckende Krank¬ 
heiten und Mißernten hatten das Land entvölkert und arm gemacht. Hand¬ 
werker gab es nicht. Wer ein Haus bauen wollte, der mußte von Westen 
her Handwerker kommen lassen. Wer einen Rock bedurfte, mußte selbst die 
Nadel in die Hand nehmen, denn aus viele Meilen weit war kein Schneider 
zu finden. 
Da schickte Friedrich Haufen von deutschen Handwerkern in die Städte. 
Zur Ausbesserung schlechter Gebäude bewilligte er den Städten 300 000 Mark 
und freies Holz aus den königlichen Wäldern. „Ich habe kein größeres Ver¬ 
gnügen," sagte der König, „als wenn ich einem armen Manne kann ein Haus 
bauen lassen." Bald erhob sich aus den Trümmerhaufen eine Straße nach der 
andern, und die Städte wurden neu mit Menschen besetzt. 
Auf dem Lande ließ der König ganze Dörfer neu anlegen. In die 
Dörfer zogen deutsche Bauern ein. „Das hiesige Volk," sagte Friedrich, „muß 
sehen, wie jene sich einrichten und wirtschaften." Das Landvolk lebte damals 
in jämmerlichen Zuständen. Fünf Sechstel des ganzen Volks waren Leib¬ 
eigene. Knechte des Adels. Das schmutzige Volk lebte von Brei aus 
Roggenmehl, oft nur von Kräutern, von Heringen und Branntwein. Brot 
wurde nur von den Reichen gebacken; in wenig Dörsern stand ein Backofen. 
Um die Lage der niedern Stände des Volkes zu verbessern, schaffte Friedrich 
die Leibeigenschaft ab und erklärte alle Unterthanen für freie Leute. Er führte
	        
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