Full text: Abriß der bairischen Geschichte

Kap. 12. § 67 u. 68. Ludwig und Wilhelm. Albrecht V. 47 
wurde nach zwei Jahren auf zehn Jahre verlängert, aber ausgemacht, daß 
fortan nur eine Hofhaltung geführt werden solle. — Ernst erhielt das 
Bistum Passau als Administrator. 
Wilhelm und Ludwig regierten stets friedfertig und mehrten das bairische 
Gebiet durch Ankauf. Sie machten Ingolstadt zur Festung, brachten 
Reichenhalls Salinen mehr empor, gaben dem Lande eine verbesserte 
Gerichts-, Polizei- und Forstordnung, und den Landständen das Recht der 
Überwachung des Steuer- und Schuldenwesens; auch gründeten sie viele 
Dorfschulen. 
Die Universität Ingolstadt erhielt von ihnen reichliche Unterstützungen. Unter den 
berühmten Universitätslehrern sind hervorzuheben: Konrad Celles, Philolog und erster 
gekrönter Dichter unter den Deutschen (1492 u. 1494); Johann Cck (eigentlich Maier, 
aus dem Dorfe Eck bei Memmingen), Prokanzler 1512, Professor der Theologie, Luthers 
Gegner; Johann Turmair, geb. den 4. Juli 1477 im Städtchen Abensberg (daher 
Aventinus genannt), Erzieher der Prinzen Ludwig und Ernst, Stifter einer gelehrten 
Gesellschaft und durch seine Chronik Baierns Vater der bairischen Geschichte (f 1534); 
ihm wurde im Jahre 1861 zu Abensberg ein Standbild errichtet; Urbanus JUgius 
(eigentlich König von Langenargen), der zu Luther übertrat und nachher ein Mitreformator 
Braunschweigs wurde (f 1541); Johann Aeuchlin aus Pforzheim, Lehrer der griechischen 
und hebräischen Sprache 1519—1521; Johann Agricola (Peurle) aus Gunzenhausen, 
Professor des Griechischen und der Medizin; Peter Apian (Bienewitz) aus Sachsen, Pro¬ 
fessor der Mathematik (f 1552); Philipp Apian, sein Sohn, seit 1552 Professor der Mathe¬ 
matik, Verfertiger einer Karte von Vatern in 24 Blättern. (Als er zur Reformation übertrat, 
mußte er 1568 Baiern verlassen, worauf er nach Tübingen ging.) Leonhard von Eck, 
Kanzler des Herzogs Wilhelm IV, war Curator der Universität. 
Beide Brüder verhinderten die Ausbreitung der Kirchenreforma¬ 
tion in ihrem Lande durch strenge Maßregeln, indem sie Luthers Schriften 
verboten (1. Mandat am 5. März 1522), den Landessöhnen den Besuch 
der Universität Wittenberg und jedem Unterthanen den Besuch Augs¬ 
burgs, um lutherische Prediger zu hören, untersagten, einzelne des 
Landes verwiesen (Leonhard Käser wurde sogar verbrannt), und gegen einige 
Wiedertäufer die Todesstrafe verhängten. Im Juli 1524 hielten sie mit den 
bairischen Bischöfen und Erzherzog Ferdinand einen Convent zu Regensburg 
zur Erhaltung der katholischen Religion. Im Juni 1538 schloß Herzog Ludwig 
mit Georg von Sachsen, Heinrich von Braunschweig und den Erzbischöfen von 
Mainz und Salzburg zu Nürnberg eine Liga gegen den fchmalkaldischen 
Bund. 'Desgleichen nahmen sie (seit 1542) die Jesuiten Petrus Faber, 
Claudius Jajus, Alfons Salmeron und Petrus Canifius an, welcher 
letztere (nicht den „römischen", sondern) einen neuen Katechismus schrieb. Im 
Bauernkrieg wußten sie durch strenge Grenzbewachung und mildere Be¬ 
handlung des Bauernstandes ihr Land in ungestörtem Frieden zu erhalten. 
Nach Ludwigs Tode (5. April 1545) regierte Wilhelm noch einige 
Jahre allein; er hielt sich im fchmalkaldischen Kriege (1546—47) äußerlich 
neutral und starb mit dem Ruhm bei den Katholiken, seinen Beinamen durch 
die Festhaltung ihres Glaubens in Baiern verdient zu haben. 
In Wilhelms Regierungszeit fielen die glänzendsten Turniere. Im Jahre 1517 ent¬ 
stand in München der fog. Schäfflertanz und der Metzgersprung. 
(68.) Herzog Wilhelms IV Nachfolger war Albrecht V der Großmütige, 1550 
sein verständiger Sohn, gebildet zu Ingolstadt und durch Reisen in Italien, bis 
mit Anna von Österreich, der Tochter Ferdinands I, vermählt. Obgleich 
er streng katholisch gesinnt war, konnte er sich doch nicht der Thatsache ver- 
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