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und übertrug ihnen allein die öffentlichen Aemter, wogegen er den Christen
überall mit Verachtung begegnete. Aber all-sein Mühen war vergebens.
Als er, zum Glück für die Kirche, schon im zweiten Jahre seiner Regierung
in einer Schlacht gegen die Perser fiel, rief er noch sterbend aus, indem
er die geballte Faust gegen den Himmel erhob: „So hast du's doch ge¬
wonnen, Galiläer!"
Unter Julian's zweitem Nachfolger, Valentin I (369—37d) war
das Heidenthum schon so sehr gesunken, daß man es den „Paganismus"
(Religion der Bauern) nannte, und endlich verbot Theodosius der
Große im Jahre 392 das Heidenthum als ein Staatsverbrechen bei
Todesstrafe.
Streiter IMnitt.
Die Begründung des LKristentSums in Deutschland.
I. Das Heidenthum unter den alten Deutschen.
Noch Jahrhunderte lang nach dem Erscheinen unseres Herrn Jesu
Christi auf der Erde beugten unsere Vorfahren, die alten Deutschen, ihre
Kniee vor ihren Götzen. Man rühmt an ihnen ihre Liebe zur Freiheit,
ihre Gastfreundschaft, ihre Ehrlichkeit und Treue, ihre Keuschheit und ihr
, menschliches Benehmen gegen ihre Hausgenossen — Tugenden, welche
sie in der That weit über alle anderen heidnischen Volker erhoben. Leider
wurden diese herrlichen Tugenden sehr verdunkelt durch ihre Liebe zu
Trunk und Spiel und durch ihren unüberwindlichen Hang zum Müßig¬
gang. Ackerbau und Viehzucht, die Hauptbeschäftigungen im Frieden,
wurden Frau und Kindern, Schwächlingen und Sklaven überlagert; der
freie Deutsche konnte ganze Tage auf feiner Bärenhaut liegen und die
Zeit mit Nichtsthun todt schlagen, ja er hielt in seinem Freiheitsstolze
die Arbeit sogar für entwürdigend.. Bei den häufigen Trinkgelagen
ging es selten ohne Schlägereien ab. Die Spielsucht artete oft in förm¬
liche Spielwuth aus, so daß es durchaus nichts Seltenes war, wenn
Einer an einem einzigen Abende sein ganzes Hab und Gut, Frau und
Kinder, ja sich selbst verspielte.
Und wie stand es um die Religion der alten Deutschen? —-