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söhn fragte, ob er nichts begehre? antwortete er: „Nichts als den
Himmel." — Sein Leichnam ruht in der Schloßkirche zu Wittenberg
unfern von dem Luther's.
XH. Die Einführung der Reformation in den branden-
bnrgischen Landen.
Zu der Zeit als Luther fein Werk in Wittenberg begann unMn
Sachsen zur Durchführung brachte, herrschte in Brandenburg der Kurfürst
Joachim I. Er war ein erbitterter Feind der Reformation und Luther's,
von dem er glaubte, daß er die Unterthanen gegen ihre Fürsten aufreize.
Auf dem Reichstage zu Worms gehörte er zu denjenigen, welche den
Kaiser bewegen wollten, Luther das freie Geleit zu brechen, und als nach
Ablauf der 21 Tage, auf welche der Geleitsbrief lautete, Luther in die
Reichsacht erklärt wurde, ließ Joachim die Achtserklärung überall in
der Mark besonders eifrig verkündigen und durch Drohungen verschärfen.
Ebenso trug er Durch feine Heftigkeit auf dem Reichstage zu Augsburg
(1530) nicht wenig dazu bei, die Protestanten zu einem Bündniß gegen
die Katholiken (zu Schmalkalden) zu treiben. Er verbot die Schriften
Luther's, besonders seine Bibelübersetzung, uud suchte aus alle mögliche
Weife dem Umsichgreifen der Reformation in feinen Landen entgegen zu
wirken. Aber es gelang ihm nicht. Sie gewann von Tag zu Tag
mehr Anhang. Er mußte es sogar erleben, daß feine nächsten Verwandten,
ja sogar seine eigene Gemahlin, eine dänische Prinzessin, der Lehre Lu,
ther's anhingen.' Als es ihm verrathen wurde, daß dieselbe im Jahre
1528 das heilige Abendmahl unter beiderlei Gestalt genossen habe, geriet!)
er in den größten Zorn. Er hätte sie gern hinrichten lassen, wenn er es
nur gedurft; die Scheidung von ihr widerriefen ihm feine Bischöfe.
Sie sah sich indessen genöthigt, zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten von
Sachsen, zu entfliehen, der ihr ein Schloß in der Nähe von Wittenberg
zur Wohnung überwies. Da hatte sie denn Gelegenheit, mit Luther
selbst zu verkehren, in dessen Hause sie sogar einmal mehrere Monate
verweilte.
Joachim starb im Jahre 1535, nachdem er sich noch kurz vor feinem Tode
von seinen Kindern das Versprechen hatte wiederholen lassen, der katho¬
lischen Kirche treu bleiben zu wollen. Sein Nachfolger Joachim II. war
schon lange heimlich der Reformation zugethan gewesen; dennoch zögerte
er, sich offen für dieselbe zu erklären, bis er zuletzt dem allgemeinen
Drängen feines Volkes nicht länger widerstehen konnte. Am 1. November
1539 empfing er zu Spandau aus den Handen des Bischofs von Bran¬
denburg das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Am folgenden Tage