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Verehrung erneuerte nahezu den heidnischen Heroen- und
Geniencultus. Wallfahrten waren durch das Beispiel
der Kaiserin Helena in Aufnahme gekommen. Aus dem
Einsiedlerleben ging durch Pachomius das Kloster¬
wesen hervor (erstes Kloster auf der Nilinsel Tabennä
340) und fand an den berühmtesten Kirchenlehrern Lob
reimet: und Beförderer, im Abendlande besonders durch
Ambrosius, Hieronymus und Bischof Martinus von
^ours. B_en£-dictus von Nursia gab demselben eine
auf Ora et labora gegründete Regel und Reform (529),
in Montecassino ein Musterkloster, der Gründer eines
Ordens, dem das große Verdienst zufällt, Jahrhunderte
lang viele Wunden schwerer Zeiten geheilt, Völker belehrt
und bekehrt, Wildnisse urbar gemacht und die Denkmale
des untergehenden classischen Alterthums auf die Nachwelt
gerettet zu haben. (Forts. §. 29.)
^ Mit der Vorstellung einer über die Gemeinde erhabenen
Stellung des Clerus war seit Coustantin die Ausstattung
desselben mit äußeren Vorrechten Hand in Hand gegangen
und namentlichoie Macht der Bischöfe in stetigem Steigen
geblieben. Zu der Zahl der drei großen Metropoliten von
Rom, Alexandrien und Antiochien, Patriarchen ge¬
nannt, gesellte sich der von Constantüropel, welchem das
zweite ökumenische Concil gleichen Rang mit dem römischen
zusprach, eine unerschöpfliche Quelle der Eifersucht zwischen
beiden. Doch behauptete der römische Stuhl durch die
Gunst der Verhältnisse vor dem byzantinischen die größere
Unabhängigkeit von den weltlichen Gewalten und die höhere
Geltung bei den Völkern. Leo I., der Große, eine im
poittreitde Herrschernatur, der glückliche Fürsprecher Roms
gegen Attila (4521. durch Raphael in den StaiMN des
Vaticans gefeiert, erhob den dem römischen Patriarchen
' schon bisher zugestandenen Ehrenprimat zur praktisch sich
geltend machenden Oberaufsicht über die Kirche. Er zuerst
berief sich auf Matth. 16^ 18 als göttliche Institution des
päpstlichen Regiments und erlangte vom Kaiser Valenti-
nianus III. ein Gesetz, welches ihn zum Oberhaupt der
abendländischen Kirche erklärte: Tune enim demum ec-
clesiarum pax ubique servabitur, si rectorem suum
agnoscat universitas. (Forts. §. 19.)
§. 18. Die christliche Kunst nahm seit dem vierten
Jahrhundert auf zwei Gebieten, welche durch das ganze j
Mittelalter das Feld ihrer fruchtbarsten Entwickelungen
geblieben sind, einen lebenvollen Aufschwung: in der Dicht
funst und Baukunst.
1. Das Verbot Julians, welches den Christen den