Mission in
Deutschland.
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§. 22. Während so der Christenglaube im Bereiche
der alten Culturvölker die schwersten Einbußen erlitt, er¬
weiterte sich sein Gebiet auf deutschem Boden. Dorthin
drängte der wetteifernde Missionstrieb der Völker Bri¬
tanniens, der Iren und Angelsachsen. Das fränkische Reich,
indem es nach der Herrschaft über alle deutschen Stämme
trachtete, unterstützte dieses Streben wenigstens aus poli¬
tischem Interesse. Die Irländer Columbanns und
Gallus wirkten um 600 in den Vogesen und unter
den Älemannen in der Schweiz (St. Gallen); Bischof
Ruprecht von Worms, aus königlichem fränkischem
Geschlecht, um 650 unter den Baiern (Bisthum Salzburg);
gleichzeitig der Ire SUli a n unter den Ostfranken am Main
(Bisthum Würzbnrg); der Angelsachse Wilibrord um
790 unter den Friesen (Bisthum Utrecht).
Den erfolgreichsten Aufschwung gewann die deutsche
Mission durch den Angelsachsen Winfried, nachmals
Bontfaciui genannt, geboren um 680 zu Kirton in
Wessex, erzogen in den Klöstern Exeter und Nutschelling
(Nußschaale). Nach einem vorläufigen Versuche als Mit¬
arbeiter Wilibrords unter den Friesen, ging e.r 718 an sein
Lebenswerk: die planmäßige Bekehrung der ostrheinischen
Landschaften des fränkischen Reiches. Von Rom, wo er
hierzu die päpstliche Vollmacht eingeholt, durchreiste er
Baiern, Hessen, Thüringen und nahm bei den Frieden
einen mehrjährigen Aufenthalt. Doch war diese erste
Missionsreise nur von vorbereitender Bedeutung (Kloster
Amöneburg in Hessen, Kirche zu Altenberg in Thüringen).
Bei seinem zweiten Aufenthalte in Rom 723 wurde
er von Papst Gregor II. gegen Leistung des Huldigungs¬
Eides zum Bischof von Deutschland geweiht. Mit einem
Schutzbriefe Karl Martells trat er seine zweite Missions¬
reise an, die von außerordentlichen Erfolgen begleitet war.
Mit der Donnerseiche zn Geismar fiel der Götzenglaube
den Hessen. In Thüringen erblühete das Kloster Ohr¬
drufs zu einer Pflanzstätte christlicher Lehre und Lehrer:
Bonifaeius mußte Mitarbeiter aus seinem Vaterlande
Herbeirusen. Gregor III. sandte ihm das erzbischöfliche
Pallium, um für die dem Evangelium gewonnenen Land¬
striche Bischöfe verordnen zu können. .
Seine dritte Reise nach Rom 738 leitet die Periode
seiner großen kirchlichen Organisationen ein. Als päpst¬
licher Legat ordnete er die Kirchenverfassung Baierns mit
den Sprengeln Salzburg, Freisingen, Regensburg und
Passau; stiftete für Hessen und Thüringen die Brsthümer
Bnrabnrg, Würzbnrg, Eichstädt und Erfurt, gnmd^