Full text: Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten (Bd. 1)

Hausvogteiplatz bewahrt noch heute die Gestalt der einst an dieser 
Stelle errichteten Bastion. Alexanderplatz, Haakescher Markt, Opern- 
Platz, Gensdarmen Markt und Dönhoffsplatz sind die Reste der ehe¬ 
maligen Esplanaden. 
35. Souveräner Herzog von Preußen. 
(1660.) 
Nach der Schlacht Lei Warschau stoh der König von Polen gen 
Lublin, hatte aber bald wieder 40000 Mann um sich. Karl Gustavs 
Absicht war, ihn nicht mehr zu Atem kommen zu lassen. Dazu 
brauchte er aber den Beistand des Kurfürsten noch ferner. Dieser 
war nicht gewillt, für Schwedens Macht und Größe noch viel zu 
thun. Er führte den größten Teil seiner Truppen zurück nach 
Preußen. Was konnte er zwischen zwei mächtigen Reichen, wie Polen 
und Schweden war, beginnen? Keins von beiden sollte so stark 
werden, daß er Grund hätte, es zu fürchten; dahin strebte seine 
Politik. — Bald drangen die Polen von neuem vor, gewannen 
Warschau und bei Lyck einen glänzenden Sieg. Die Schweden kamen 
in arge Verlegenheit, zumal auch der Russe drohte und der Kurfürst 
mit seiner Hilfe schwierig und zurückhaltend blieb. Da entschloß sich 
Karl Gustav, um Friedrich Wilhelm sich fester zu verbinden, im 
Vertrage von Labiau am 10./20. November 1656 den Kurfürsten 
als souveränen Herzog von Preußen anzuerkennen. Gleichzeitig wurde 
das Bündnis zwischen Schweden und Brandenburg erneuert. 
Die Lage Schwedens besserte sich hierdurch nicht. Während der 
Kurfürst sich kaum der Polen erwehrte, erstanden Karl Gustav neue 
Feinde. Offen nahm der Kaiser gegen ihn Partei, und Dänemark 
erklärte ihm den Krieg. Karl Gustav zog gegen die Dänen, ohne 
seinem bedrängten Bundesgenossen genügende Unterstützung zurückzu¬ 
lassen, vertrieb sie aus Holstein, Schleswig und Jütland, ging im 
Winter ans 1658 über den kleinen Belt nach den Inseln hinüber und 
Zwang den König von Dänemark zu dem Frieden von Noeskilde. Den 
Kurfürsten hatte er durch seilten eiligen Abmarsch in die ungünstigste 
Lage gebracht. Polen zeigte sich aber geneigt, mit diesem Frieden zu 
schließen, wenn er in das alte Lehnsverhältnis zurückkehre. Friedrich 
Wilhelm antwortete jedoch, daß er von keinem Lehnsverhältnisse mehr 
hören wolle; wenn er auch selber gerne Frieden haben möchte, so solle 
man sich doch nicht einbilden, daß er ihn auf alle Bedingungen 
wünsche. Durch Vermittelung des Königs von Ungarn und Böhmen, 
Leopold, der Brandenburg für seine Wahl zum Kaiser gewinnen 
wollte, kam mit Polen zuerst ein Waffenstillstand, dann der Vertrag 
von Weh tau zu stände, am 19./29. September 1657, in welchem es 
ouf seine Oberhoheit über Preußen verzichtete und dieses als souve¬ 
ränes Herzogtum dem Kurfürsten überließ. Eine Zusammenkunft
	        
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