nachmals den preußischen Staat so sehr auszeichnete und zu einem
Muster sür andere Länder machte. Wenn auch die erste Einrichtung
des Staatsrates noch unvollkommen gewesen sein mag, so trat doch
sein Segen bald genug hervor. Indem die Hauptzweige der gesamten
Landesverwaltnng der Leitung und Aussicht eines einzigen Kollegiums
übertragen wurden, gewann sie an Einheit; es hörte der Widerstreit
zwischen den einzelnen Gliedern und Behörden auf. Die Abwickelung
der Geschäfte blieb weniger als früher, wo der Kurfürst allein ent¬
schied, der Gefahr einer Verschleppung oder Verzögerung ausgesetzt.
Endlich trat an die Stelle des Schwankens zwischen verschiedenen,
oft entgegengesetzten Grundsätzen allmählich ein bestimmtes Re¬
gierungssystem.
5. Die Schule in Joachimsthal.
(1607.)
Beim Beginne des 17. Jahrhunderts war Zustand und Ein¬
richtung der Schulen in der Mark Brandenburg höchst elend. Der
Kurfürst Joachim I. hatte zwar 1506 die Universität zu Frankfurt
gestiftet, und es gab auch zu Joachim Friedrichs Zeiten tüchtige
Lehrer daselbst. Dieser Kursürst aber sah recht wohl ein, daß die
Universität nicht leisten könne, was man von ihr erwartete, so lange
es noch an guten Vorbereitungsschulen fehlte. Den Mangel der¬
artiger Schulen empfand er sehr lebhaft, und es war sein eifrigster
Wunsch, ihm abzuhelfen. Er kannte die sächsischen Fürstenschulen zu
Meißen und Schulpsorta und wußte ihren hohen Wert für die ge¬
lehrte Bildung recht wohl zu schätzen. Eine folche Schule in seinem
eigenen Lande zu begründen, war lange sein eifrigstes Bemühen.
Ehe er aber daran ging, seinen Lieblingsplan auszuführen, holte er
den Rat solcher Personen ein, deren Urteil in dieser Sache für ihn
von Bedeutung fein konnte. Es waren dies vornehmlich Dr. Christoph
Pelargus, General-Superintendent der Mark Brandenburg und
Professor an der Frankfurter Universität, dann seine beiden Hof¬
prediger Johann Fleck und Simon Gedicke, welchen letzteren er aus
Magdeburg mit nach Berlin genommen hatte. Die Statuten der
beiden kursächsischeu Fürstenschulen und des kurz vorher zu Coburg
gestifteten Casimirianums gaben manchen Anhalt, wie die Schule
einzurichten wäre.
Lange Zeit wurde über'diese Idee des Kurfürsten beraten, bis
endlich der Entschluß bet. ihm feststand, sie auszuführen. Die neue
Schule sollte in einer einsamen Gegend, fern von dem Geräusche und
der Zerstreuung großer Städte, eingerichtet werden, damit sich die
Jugend mit vollem Herzen ganz dem Studium hingeben könne. Und
kein Ort schien Joachim Friedrich dazu geeigneter, als das von ihm
1604 angelegte und nach ihm benannte Städtchen Joachimsthal
zwischen Eberswalde und Angermünde. Hier hatte er sich ein Jagd-