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Alte Ge schi ch t e.
ziehung der Kinder sollte nicht vor, der Willkiihr der riiU
ter» abhangen, aber Solon bestimmte nicht eine Erzie¬
hung für alle, auch sorgte er eben so weise für die Bildung
dec> Geistes und Herzens, als für die Bildung des
Leibes. Vornehmlich aber sollte der Müßiggang, die
Quelle der Armuth und des Lasters, aus Attica ver¬
bannt werden. Daher kam es dem Areopag zu, zu un¬
tersuchen, wovon jeder sich nährte, und die Müßiggän¬
ger zu bestrafen. Der Sohn aber war zu der Verpfle¬
gung des alten Vaters nur dann verpflichtet, wenn die¬
ser ihn eine Kunst hatte lernen lassen.
So vortrefflich aber die Gesetze Solons waren, so
hatte er doch zu viele Gewalt in die Hände des Volks
gegeben. Leicht konnte daher die Menge durch die
Umtriebe von Unruhestiftern zur Einwilligung in die
Tyrannis, oder wenigstens zu Unordnungen verleitet
werden.
Noch während Solon lebte, erhielt (5ól) Pifi¬
si r a t u s mit Hülfe der ärmeren, aber zahlreicheren
Bürger die Alleinherrschaft über Athen. Zwar wur¬
de er, hauptsächlich durch denAlcmäoniden MegacleS,
zweimal (5()0 und 552 ) vertrieben, aber nachdem er
( 558 ) sich zum drittenmal der Tyrannis bemächtigt
hatte, behauptete er dieselbe bis an seinen Tod ( 528 ),
und sie erbte sogar bei seinen Söhnen fort. Übrigens
war Pisistratus keineswegs Tyrann in unserm Sinne des
Worts; vielmehr war, so lange er an der Spitze der
Negierung stand, sein Leben dem Heile Attica's geweiht.
Seine Milde und Wohlthätigkeit konnten selbst seine
Gegner nicht verkennen. Er suchte, wie Solon, den
Müßiggang aus Attica zu verbannen, und besonders den
Ackerbau, welchen man zu vernachlässigen anfing, em¬
porzubringen» Selbst gebildet und ein trefflicher Redner,
förderte er Künste und Wissenschaften. Er schmückte
Athen nrit prächtigen öffentlichen Gebaudeu; er samniel-
te zuerst Bücher und brachte Homers Gesiinge in die
Ordnung, in welcher wir sie jetzt besitzen. In gleichem
Sinne regierten auch seine Söhne Hippias und Hip-
parch. Der Letztere verordnete, daß der öffentliche
Vortrag der homerischen Gesänge einen Theil der Un-