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Tribüne erschien. Er trug die Krone auf dem Haupte. So
nahm er auf dem Throne Platz, neben ihm ein Kardinal und
mehrere Bischöfe; hinter denselben stellte sich der oberste Kanzler
auf, welcher eine Urkunde mit zwei Siegeln in der Hand hielt.
Auf ein gegebenes Zeichen erstieg nun zunächst der Kurfürst
Ludwig von der Pfalz die Tribüne und stellte sich zur linken
Seite des Thrones aus, darauf erschien der Herzog Rudolf von
Sachsen, ein bloßes Schwert in der Hand. Dasselbe legte er
dem Könige in den Schoß und nahm darauf feine Stellung
zur Rechten des Thrones.
Zwischen seinen beiden Bannerträgern schritt nun Mark¬
gras Friedrich die Stuseu des Thrones hinaus: auf der obersten
Stufe angelangt, beugten alle drei das Knie; vor dem Throne
knieten sie nieder. Nun nahm der Herzog von Sachsen das
Schwert wieder vom Schoße des Königs fort, hielt es hoch
empor, die Spitze gegen das Haupt desselben gerichtet. So
hielt er dasselbe während der ganzen Handlung. Unter den
zahlreichen Menschen herrschte die äußerste Stille.
Der Kanzler verlas darauf zunächst die Urkunde, welche
unter anderem auch das enthielt, was der neue Kurfürst dem
Reiche zu leisten und wie er zu wählen habe, falls der Thron
erledigt werden follte. Nach der Verlesung fragte der Kaiser
den Markgrafen, ob er solches beschwören wollte, woraus dieser
mit Ja antwortete und den Eid leistete. Darauf nahm Sigis¬
mund das Banner des Markgrafentums Brandenburg aus der
Haud des Bannerträgers und händigte es feierlich dem Mark¬
grafen ein, dann empfing er von dem Pfalzgrafen den Reichs¬
apfel mit dem Zepter und legte beides gleichfalls in Friedrichs
Hand. Ebenso versuhr er mit dem Banner, welches das
zollernsche Wappen enthielt. Der Herzog von Sachsen nahm
nun die Spitze des Schwertes von des Kaisers Haupt, worauf
diefer sich erhob. Sogleich fielen die zahlreichen Pfeifer und
Postumer mit einer so starken Musik ein, daß niemand sein
eigenes Wort vernehmen konnte. Nach Vollzug der feierlichen
Handlung waren die Anwesenden in großer Zahl von dem
Markgrafen zu einem Imbiß in die Ratsstube geladen. Der