I. Preufsens Erhebung zur Grofsmacht.
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Friedrich selber richtete seinen Angriff wiederum geradezu
gegen Wien. Er drang durch Oberschlesien ins Marchthal und
begann die Belagerung von Olmiitz. Doch seine Mittel waren
unzureichend, um die starke Festung zu nehmen; und als ihm die
Rückzuglinie durch überlegene österreichische Truppen abgeschnitten
wurde, rettete er sich durch einen genialen, in der Kriegsgeschichte
berühmten Rückzug durch Böhmen nach Schlesien.
Nun wandte er sich gegen die Russen. Diese waren unter
Ferm or mit Beginn des Jahres wieder nach Ostpreufsen ge¬
kommen; am 24. Januar hatte die Provinz der Kaiserin Elisabeth
huldigen müssen und ist bis zum Frühlinge 1762 russische Pro¬
vinz gewesen. Dafs sie keinen Widerstand leistete — der doch
nutzlos gewesen wäre —, hat ihr Friedrich nie verziehen. Yon
Ostpreufsen, das jetzt als russischer Besitz besser behandelt wurde,
zogen die Russen durch Westpreufsen nach der Neumark, wo ihre
Horden unmenschlich hausten, verbrannten die Stadt Küstrin
und begannen die Festung zu belagern. Ihre Absicht war, nach
Eroberung derselben mit den von Süden heranziehenden Öster¬
reichern die Yerbindung zu suchen. Bei Zorndorf (nördl. von
Küstrin) traf Friedrich am 25. August auf das russische Heer, das
ihm unerwartet tapfern Widerstand entgegensetzte. Nach schreck¬
licher Blutarbeit — das Hauptverdienst des Tages gehörte Seyd-
ütz — errang Friedrich den Sieg. Auf dem Rückzuge durch
Pommern versuchten die Russen vergeblich Kolberg zu nehmen.
Friedrich eilte nach Sachsen.
Dieses hatte des Königs Bruder Prinz Heinrich, ebenso
vorsichtig, klug und besonnen, wie Friedrich von genial vorwärts¬
drängender Thatkraft, gegen Dauns Übermacht gehalten, war aber
der Hilfe des Bruders dringend bedürftig. Bei Hochkirch (unweit
Bautzen) bezog Friedrich trotz des Abratens seiner Generale ein
Lager gegenüber Dauns fester Stellung und wurde hier in der
Nacht vom 13./14. Oktober von dem über Gebühr verachteten
Gegner überfallen. Zietens Yorsicht und die preufsische Mannes¬
zucht bewirkten, dafs die Niederlage nicht mit der Yernichtung
des Heeres endete und der Rückzug in guter Ordnung an getreten
werden konnte. Nur einen Augenblick lähmte dieser Schlag des
Königs Schnellkraft; Tags darauf bot er dem Feinde eine neue