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wandcrung
der Neuzeit.
110 Geschichte der neueren Zeit.
aneignen, ohne daß es selbst aufhört ein barbarisches zu sein und die
europäische Kultur annimmt. Durch die neue Kriegskunst wurde der
Sieg der Kultur über die Barbarei entschieden; daher hörten
die Osmanen auf den christlichen Staaten gefährlich zu sein, ver¬
schwanden die Raubflotten der Barbaresken vom Mittelmeere,
und wurde es den Europäern möglich, in Asien und Amerika große
Länder zu erobern und förmliche Kolonialreiche zu gründen.
Vasko de Gamas und Christoph Kolombos Entdeckungen
öffneten den Europäern eine neue Welt; es begann die neu.e Völ¬
kerwanderung, welche noch jetzt sortdauert, die nicht gleich der mit¬
telalterlichen eine Kulturwelt zertrümmert, sondern die christliche Kultur
in die Wildnisse Amerikas und Australiens so wie in die Ruinen Asiens
trägt und die Geschicke der Völker umgestaltet. Es entwickelte sich der
Verkehr Europas mit den anderen Erdtheilen, der Welthandel,
und in Folge davon gewann der Gewerbfleiß eine Ausdehnung,
daß der kleinste und ärmste Erdtheil, Europa, nicht nur der mächtigste,
sondern auch der reichste wurde.
Die neue Ärmst und Wissenschaft.
§ 291. Das wetteifernde Ringen der europäischen Völker, zu
welchen sich Spanien, Portugal, Holland, England und
Frankreich der Reihe nach erhoben, bildete nicht nur Feldherrn und
Seefahrer, sondern erregte jede geistige Kraft, namentlich auch den
poetischen Geist der Nationen, und durch die Presse wurde der Reich¬
thum jedes großen Geistes in kurzer Zeit zum gemeinschaftlichen Besitze
der Völker. In Spanien dichteten Lope de Vega Ci 1635), Kal-
deron de la Barka (1- 1687), Cervantes Saavedra Ci 1616),
die portugiesischen Heldenfahrten nach Afrika und Indien besang Ka-
moöns Ci 1579). Unter Elisabeth erhob sich in England William
Shakespeare Ci 1616), der König des neuen Dramas, unter
Karl I. dichtete Milton Ci 1675) „das verlorene Paradies"; ihnen
folgten Dichter wie Dryden (-j- 1701), Pope Ci 1744), Thom¬
son (f 1748) ic., so daß die englische poetische Literatur wie
ihre prosaische als die größte der neuen Zeit dasteht. Von der
Blüte der französischen Literatur und, Kunst ist oben die Rede ge¬
wesen, sie wurde in Folge der politischen Bedeutung Frankreichs zur
Weltliteratur. In dem zerrütteten, mißhandelten Deutschland
dagegen war ein poetischer Aufschwung nicht möglich; von der unzer¬
störbaren Kraft des deutschen Geistes zeugten jedoch die religiösen Lie¬
der des Jesuiten Friedrich von Spee Ci 1635)sowie des AngeluS
Silesius Ci 1677), während gleichzeitig Paul Gerhardt Ci 1675)
die besten protestantischen Kirchenlieder dichtete; auch der Namen Flem-
ming Ci 1640), Gryphius Ci 1664), Opitz Ci 1639) und
Logau (f 1656) wollen wir nicht vergessen. Eine matte, flache Zeit
bezeichnet Gottsched Ci 1766), dem die Schweizer Breitinger
und Bodmer entgegentraten. Die klassische Periode der deutschen Litera¬
tur begann mit Klopstock Ci 1803), G. E. Lessing Ci 1781),
Wiuckelmann Ci 1768), G. Herder Ci 1803), G. A. Bürger
Ci 1794), Hölty Ci 1776), Christian und Leopold von Stol-