Full text: Die mittlere Zeit (2)

Er war der erste, welcher die Ungarn in ihrem eigenen Gebiete 
anzugreifen wagte. 
§. 96. Wie in Bayern, so suchte Otto auch in den anderen 
Herzogtümern die höchste Würde an sein Haus zu bringen. Es 
glückte ihm noch in Schwaben, wo er seinem ältesten Sohne Ludolf, 
Ctto I. und und in Lothringen, wo er seinem Schwiegersöhne Konrad 
die Herzöge, (dem Roten) die Herzogsfahne Übergab. Da nun in Franken 
seit Eberhards Tode, der mitten in der Empörung umgekommen 
war, kein neuer Herzog ernannt wurde und in Sachsen zunächst 
Otto sich selbst diese Würde vorbehielt, so erstarkte dadurch die 
Königsgewalt so sehr, daß der Fürst wieder seine Blicke auf 
das Ausland richten konnte. 
§. 97. In Italien war seit dem Aussterben der Familie 
Lothars eine immer zunehmende Verwirrung eingetreten. Ohn¬ 
mächtige Fürsten rissen unter Begünstigung unselbständiger 
Päpste die Kaiserkrone an sich und raubten ihr dadurch Glanz 
und Ansehen. Da fühlte sich Otto berufen einzugreifen. Die 
unglückliche Lage einer von ihren Feinden äußerst bedrängten 
Fürstin, der verwitweten Königin Adelheid von der Lombardei, 
die in einem Kerker am Gardasee schmachtete, beschleunigte feine 
l. Zug nach Entschließungen, und so zog er bald mit einem stattlichen Heere 
Italien 951. deutscher Ritter über die Alpen. Rasch brach er jeden Wider¬ 
stand; er vermählte sich mit Adelheid, die mittlerweile auf 
wunderbare Weife aus ihrem Kerker entkommen war, und nahm 
den Titel König der Franken und der Langobarden 
an. Aber die Kaiserkrone vermochte er diesmal noch nicht zu 
erlangen, da bereits in feinem Rücken sich wieder eine neue Ver¬ 
schwörung gebildet hatte. 
Ludolfs und §. 98. Sein Sohn Ludolf, der Schwabenherzog, war 
Konrads Ein- thateudurstig dem Vater über die Alpen vorausgeeilt; aber er 
pörung. toQr besiegt worden, und Otto hatte ihm ob feiner Unbesonnen¬ 
heit gezürnt. Der Tadel des Vaters verdroß den Sohn; auch 
fühlte sich der junge Fürst durch die neue Ehe des Vaters 
zurückgesetzt und fürchtete für feine Thronfolge. Als böser Geist 
stachelte ihn der ränkesüchtige Erzbischof Friedri ch v on Mainz 
zur Empörung an. Auch Konrad von Lothringen glaubte sich 
durch den König gekränkt und schloß sich der Verschwörung an. 
Es war eine traurige Zeit, als die Söhne das Schwert gegen
	        
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