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keine Buchhändler; bei den Römern bilden Bücher (aufgerollt volumina
und ambilicus oder wie bei uns zusammengelegt codices, libri quad-
rati) einen Handelsartikel.
In der Baukunst verbanden sie den etruskischen Gewölbebau
mit dem griechischen, hauptsächlich korinthischen Säulenbau. Die
korinthische Säule entsprach ihrer Prachtliebe. Tempel, Theater für
öffentliche Spiele, Circus für Wettrennen, Thermen, öffentliche Bader,
Paläste, Villen, Aquäducte (Wasserleitungen) — Columbarien
(Grabgewölbe mit Nischen, in welchen die Todtenurnen waren), Mausoleen
(Prachtgrabmäler). _ m
Literatur. „Die besten Römer wollten lieber Tliaten verrichten,
als sie beschreiben,“ sagte Sallust. Daher traten sie auch in dieser Umsicht
nicht schöpferisch auf, sondern lehnten sich an die Griechen an.
Am meisten neigte sich der Römer dem Drama zu, das derGtieche
Andronikus (272) in Rom einführte. Nach griechischem Muster schrieben
Nävius (behandelt römische ßtoffe), Ennius (Tragödien), Plautus aus
Sarsina in Umbrien (Comödien voll treffenden Witzes und originell, Dar¬
stellungen aus dem niedrigen Leben). Afer aus Karthago zeichnet in
seinen Comödien das feinere Leben; Virgilius schrieb 10 Eklogcn oder
Bucolica, Bilder des Natur- und Hirtenlebens.
Ein echt römisches Erzeugniss ist die Satyre: Junius Juve¬
nalis ein Meister hierin. Die Fabel führte der griechische Scla\e
Phädrus ein.
Das grösste Epos schrieb Yirg’iliiis aus Andes (70—19 v. Chr.): die
Ae neide, die Irrfahrten des Aeneas nach Trojas Zerstörung (Vorbild war
Homer). Der talentvollste römische Dichter Ovid (43 v.Chr. 17 n.Chr.)
schrieb die Metamorphosen. Ennius schrieb die Geschichte Roms und des
Scipio. Als Lyriker zeichneten sich ausser Catullus, Tibullus, Propertius
besonders (J. Horatius Flaccus aus Venusia aus. Seine Oden, Satiren
und Epistel.
Die Geschichtschreibung beginnt erst zur Zeit Sullas.
C. Sallustius Crispus aus Amiternum (86—34 v. Chr.') schrieb
eine Geschichte der catilinarischen Verschwörung und des Jugurthinischen
Kriegs. Julius Cäsar schrieb die Geschichte seiner gallischen Kriege.
Cornelius Nepos schrieb die Biographien berühmter Feldherrn. Titus
Livius aus Padua, der wichtigste römische Geschichtsschreiber, schrieb eine
römische Geschichte, ein grossartiges Werk. Cornelius Tacitus (■}" 134
n.Chr.), der grösste, mustergiltige Geschichtschreiber. Sein für die deutsche
Geschichte unschätzbares Werk über „Deutschland und die Sitten der
Deutschen“; er beschrieb das Leben seines Schwiegervaters Agricola, die
Kaisergeschichte von Tiberius bis zu Nero’s Tode etc. Unter den Kaisern
verfiel die Geschichtschreibung; doch sind besonders zu erwähnen Suetonius
Tranquillus, der in freimüthiger Weise das Leben 12 römischer Kaiser
schrieb. Am Ende des 4. Jahrhunders schrieb Ammianus Marcellinus
eine römische Geschichte, die als die Fortsetzung der Kaisergeschichten des
Tacitus angesehen werden kann, von Nerva bis Valens (378 n. Chr.),