Full text: Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte

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64. Mohammed. 
zum ersten Exarchen. Derselbe nahm seinen Sitz zu Ravenna, vermochte aber das 
verwüstete Land nicht zu der Blüte zurückzuführen, deren es sich unter den Ost¬ 
goten erfreut hatte. 
5. Friedenswerke Justinians. Auch durch Werke des Friedens hat 
sich Justinian einen gefeierten Namen gemacht. Er veranstaltete eine Sammlung 
römischer Gesetze, sowie von Erklärungen und Aussprüchen berühmter Rechts¬ 
gelehrten. Dieses Gesetzbuch, das sogenannte Corpusjuris, ist die Grundlage 
auch der neueren Gesetzgebung geworden. Das ist so ein Beispiel von dem 
gewaltigen Einflüsse, den die Kultur des Altertums noch auf das Denken und 
Leben der Gegenwart übt. — Nicht minder verherrlichte Justinian seinen Namen 
durch herrliche Bauwerke. Das berühmteste derselben ist die Sophienkirche in 
Konstantinopel, bei deren Einweihung Justinian voll sreudigeu Staunens ausrief: 
„Gelobt sei Gott! Ich habe dich übertroffen, Salomo!" Jetzt ist diese Kirche eine 
türkische Moschee. — Ein großes Verdienst erwarb sich derselbe Kaiser durch die 
Einführung des Seidenbaues in Europa. Die Seidenzeuge waren feit 
Augustus in Europa bekannt; fie kamen durch persische Karawanen aus Indien 
und China uud wurden mit Gold ausgewogen. Wie die Seide gewonnen werde, 
wußte keiner im Abendlande; man dachte, sie wachse auf Bäumen. Die Inder 
und Chinesen hüteten um ihres Vorteils willen ihr Geheimnis mit peinlicher Angst. 
Dennoch entdeckten zwei Mönche, die als Missionare den fernen Osten besuchten, 
die Art der Scidengewinuung und teilten nach der Rückkehr ihre Beobachtungen 
dem Kaiser mit. Dieser bewog sie, eine neue Reise zu unternehmen, und mit 
Lebensgefahr brachten sie in ihren ausgehöhlten Wanderstäben eine Menge Eier des 
Seidenschmetterlings nach der Heimat. Welche Freude, als aus den Eiern die 
Raupen hervorkrochen! Nun legte man auch in Griechenland Seidenfabriken 
an; aber erst zur Zeit der Kreuzzüge verpflanzte sich diese Industrie nach andern 
europäischen Ländern. 
6. Zug der Langobarden nach Italien (568). Unter Justinians 
Nachfolger fiel der Exarch Narses in Ungnade. Es wird erzählt, die Kaiserin habe 
ihm einen Spinnrocken geschickt mit der höhnischen Weisung, er möge nur zurück¬ 
kehren und mit den Weibern spinnen, was doch wohl die passendste Beschäftigung 
für ihn fei. Da habe der tiefgekränkte Mann ausgerufen: „Ich will ihr einen 
Faden spinnen, an dem sie lange soll abzuwickeln haben." So lud er denn die 
aus der Elbgegend zwischen Lüneburg und Magdeburg stammenden, jetzt aber in 
Ungarn wohnhaften Langobarden ein, von Italien Besitz zu nehmen. Sie 
erschienen 568 unter ihrem wilden Könige Alboin und gründeten in Norditalien 
ein Reich mit der Hauptstadt Pavia. Noch heute erinnert die Lombardei durch 
ihren Namen an diese Eroberer. Der Zug der Langobarden bildet den Abschluß 
der Völkerwanderung. Die wilden Wogen legten sich, und nach der gräßlichen 
Zerstörung konnte aus den Ruinen ein neues Leben erblühen. 
64. Mohammed (622). 
1. Arabien und seine Bewohner. Im siebenten Jahrhundert gefiel 
es Gott, über die verderbte Christenheit Asiens und Afrikas ein furchtbares Gericht 
ergehen zu lasten. Sein Werkzeug war Mohammed, der falsche Prophet, unb
	        
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