84. Die deutschen Städte im Mittelalter.
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Akkou gegründet. Die Ordenstracht bestand in einem weißen Mantel mit schwarzem
Kreuz. Als Palästina an die Türken verloren ging, zogen die Deutschritter gegen
die heidnischen Preußen und errichteten nach 50jährigen blutigen Kämpfen an der
unteren Weichsel eine christliche Herrschaft.
84. Die deutschen Städte im Mittelalter.
1. Die 0tstdtC Itltb bet* Handel. Während der Kreuzzüge und größten¬
teils infolge derselben nahmen die deutschen Städte den erfreulichsten Aufschwung.
Die Abendländer sahen mit Erstaunen den Reichtum der östlichen Länder an kost¬
baren Naturerzeugnissen und Waren. Da gab es z. B. chinesische Seide, indischen
Zimt und Pfeffer, arabische Würze, kostbare Waffen und Schmuckgegenstände. Sie
fanden großes Gefallen an diesen und andern Dingen. Italienische Kaufleute
unternahmen es, dieselben auch in Europa einzuführen, und so entspann sich
zwischen dem Morgen- und Abendlande ein Handelsverkehr, der nicht aufhörte,
als der letzte Kreuzfahrer den Boden Palästinas verließ. Die italienischen Städte,
wie Venedig, Genua, Pisa, zogen den ersten Gewinn aus diesem Handel und
wurden unglaublich reich und mächtig; nächst dem italienischen Handel aber wurde
der deutsche der bedeutendste. Denn was von jenen Waren nicht in Italien blieb,
ging größtenteils auf Saumtieren über die Alpen nach Deutschland. Da fuhren
die Handelsschiffe den Rheinstrom hinab nach Straßburg, Mainz, Frankfurt, Köln
und den Niederlanden; da knallte des Frachtfuhrmanns Peitsche aus den schlechten
Landwegen; ganze Züge von schweren Güterwagen waren beständig unterwegs nach
Augsburg, Regensburg, Nürnberg und weiter über Erfurt nach den norddeutschen
Handelsstädten, wie Magdeburg, Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lübeck. Was
nicht in Deutschland verbraucht wurde, das verhandelten die deutschen Kaufherren
nach den Nord- und Ostseeländern, wo sie überall Handelsniederlassungen gründeten.
Aber nicht bloß die kostbaren morgenländischen Waren verkauften sie dahin, sondern
ebensowohl die deutschen, und zurück brachten sie, was jene Länder Gutes boten.
2. Die Städte und das Gewerbe. Außer dem Handel blühte in
den Städten auch das Gewerbe auf. Die Zahl der Handwerker mehrte sich be¬
ständig. Alle, welche in einer Stadt dasselbe Gewerbe betrieben, bildeten eine
Zunft oder Innung, an deren Spitze ein Zunftmeister stand. In jeder Stadt
gab es also eine Bäckerzunft, Schmiedezunft, Schneiderzunft u. f. w. Die Zunft¬
genossen . hielten treu zusammen. Wer einer Zunft angehören wollte, trat als
Lehrling ein; hatte er es bis zum Gesellen gebracht, so begab er sich auf die
Wanderschaft, um sich einige Jahre in der Fremde umzusehen und in seinem
Berufe zu vervollkommnen. Hieraus machte er sein Meisterstück. Wurde das¬
selbe von den Meistern der Zunft für gut befunden, so wurde er selber zum
Meister gesprochen so feierlich, als handle es sich um den Ritterschlag. Nun
ließ er sich als ehrsamer Handwerker nieder.
3. STlltjjttt der Bürger. Die Mitglieder der verschiedenen Zünfte, unter
denen die der Kaufleute die vornehmste war, bildeten den zahlreichsten Bestandteil
der städtischen Bevölkerung. Außerdem gab es noch vornehme Geschlechter, welche
Patrizier genannt wurden und dem Landadel völlig ebenbürtig galten. In
%ert Händen ruhte die Leitung der städtischen Angelegenheiten. Da sie aber stolz