Full text: Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte

118. Gustav Adolfs Auftreten. Zerstörung Magdeburgs. 259 
fahrt zu bansen unb ihn um feinen ferneren Schutz anzuflehen. Den 
Offizieren feinten bei biefem Anblick Thränen ber Rührung. Gustav aber 
sprach zu ihnen: „Betet auch ihr fleißig; je mehr Betens, befto mehr 
Siegens; gut gebetet ist halb gesiegt!" Als ber Kaiser von Gustavs 
Ankunft hörte, soll er spottenb gesagt haben: „Wir haben halt a Feutble 
mehr!" unb bie Wiener meinten, ber Schneekönig werbe balb schmelzen, 
wenn er weiter nach Süben komme. 
2. Hindernisse. Man sollte benken, bie evangelischen Fürsten hätten 
Gustav Aböls als ihren Retter mit offenen Armen empfangen; bem war 
aber nicht so. Die meisten scheuten sich, sich mit bem sremben Könige 
gegen ben Kaiser zu verßünben, zumal sie argwöhnten, bie Religion möge 
bem Schweben nur ein Vorwanb sein, um Eroberungen zu machen. Dieses 
Mißtrauen that ber guten Sache großen Schaben. Gustav wollte von 
Pommern burch Branbenbnrg unb Sachsen ziehen, um ber von Tilly be¬ 
lagerten Stabt Magbebnrg zu Hülfe zu kommen; aber bie Kurfürsten 
von Branbenburg unb Sachsen verwehrten ihm ben Durchzug burch 
ihre ßcinber. Gustav bat, beschwor unb brohte; aber barüber verging 
kostbare Zeit, unb inzwischen erfüllte sich Magbeburgs Geschick. 
3 Belaaerung Magdeburgs. Magbebnrg hatte sich, wie einst 
bem Interim, so jetzt bem Restitutionsebikt entschiedn widersetzt unb 
den Schwebenkönig nach bessen Lanbung um Hülfe gebeten. Gustav schickte 
ber Stabt vorläufig einen fchwebifchen Obersten, Falkenberg, als Kom- 
metnbanten. Tilly aber beschloß alles aufzubieten, um den wichtigen 
Platz zu erobern, bevor Gustav Aböls zur Stelle Ware. Mit 40 000 
Mann belagerte er bie Stabt, welche nur reichlich 2000 Mann Besatzung 
Latte Vergeblich iubes waren seine wieberhölten Aufforberuugen zur Über¬ 
gabe'- „wir wollen lieber sterben, als uns ergeben!" hieß es. Da 
ließ er seine Kanonen auffahren unb bie Stabt unablässig beschießen Die 
Feste wiberstanb wacker unter Falkenbergs umsichtiger Leitung; boch sehn¬ 
süchtig schauten bie Bürger nach ber Gegenb, woher sie Rettung burch bie 
Schweben erwarteten. 
4- Kall (1631). Wirklich gab Tilly schon bie Hoffnung auf, bie 
Seftuna «i erobern, uni. nur auf den Rat seines Generals Pappenhe.m 
beschloß er noch einen Hauptsturm zu wagen. Derselbe sollte mcht, w,e 
gewöhnlich, des Nachts, sondern am hellen Morgen unternommen werden, 
wenn die Bürger es am wenigsten vermuteten. Diese List gelang nur zu 
aut Die Maabeburger waren am Morgen bes verhängnisvollen ^.agev 
gutes Muts; benn feit bem vorigen Tage war bas feinbliche beschütz ver¬ 
stummt unb Totenstille im kaiserlichen Lager eingetreten. „Gewiß dachten 
sie „naht Gustav, unb Tilly will abziehen!" Nach Tagesanbruch verüeMi 
bte meisten Berteibiger ben Wall. um sich nach der anjtrQeitben Nacht¬ 
wache bem erquickenben Schlummer hinzugeben Das sollte em teurer 
Schlaf unb ein jammervolles Erwachen werben. Um sieben Uhr begannen 
bie Kaiftrlichen an vier Orten zugleich ben Sturm. Die Pappenheimer 
bringen zuerst burch eine Mauerpforte tu bie Stabt, wahrenb anbete 
Sturmkolonnen ben schwach beschützten Wall erklimmen. Vergebene 
eilen nun, burch ben Lärm aufgeschreckt, bte Burger zu ben Waffen unb 
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