geringschätzte, so verachtete er ebenso dessen Städter. Seine Regierung ist
dadurch von Bedeutung geworden, daß er das brandenbnrgische Hausgesetz
erließ, wonach jedesmal der älteste Sohn die Kurmark ungeteilt erhalten
sollte, wie es schon die Goldene Bulle vorschrieb, die Fürstentümer Ans¬
bach und Bayreuth dagegen in höchstens zwei Teile geteilt an die
jüngeren Söhne fallen sollten. Durch diese Bestimmung wollte er ver¬
hüten, daß die zollersche Hausmacht sich durch Länderteilung zersplitterte,
wie es in andern Fürstenhäusern geschah. Albrecht lebte meistens in dem
schönen Fraukeulaude und überließ zuletzt die Regierung der Marken seinem
Sohn Johann, den er als Statthalter einsetzte. Er starb im März I486
zu Frankfurt am Main, wo er für die Kaiserwahl Maximilians eifrig tätig
gewesen war.
2. Johann Cicero, 1486—1499. Die drei ersten zollerischen Kur¬
fürsten waren den Märkern immer Fremde geblieben, Regent und Volk
kannte sich nicht. Das wurde jetzt anders. Johann war in Brandenburg
groß geworden und hatte Land und Leute kennen gelernt, er ist der erste
Kurfürst, der seinen Sitz dauernd in den Marken, und zwar meist in Berlin
nahm. Wie sein Vater geistige Bildung hochschätzte, so war auch Johann
wegen seiner Kenntnisse und Fertigkeit im Gebrauche der lateinischen Sprache
weithin bekannt und berühmt. Er dachte sogar daran, in Frankfurt an der
Oder eine Hochschule zu errichten; doch erlebte er es nicht mehr, daß diese
eingeweiht werden konnte, da er schon 1499 starb.
Sein Wahlspruch war: „All Ding ein Weil."
3. Joachim I. Nestor, 1499—1535. Joachim war erst fünfzehn Jahre
alt, als er Kurfürst - wurde. Wegen seiner gelehrten Bildung und Rede-
. gewaudtheit erhielt er den Beinamen Nestor. Am liebsten verkehrte er mit
Gelehrten und saß viel über den Büchern, dabei vergaß er aber seine
Regierungsaufgabe keineswegs, sondern kümmerte sich um sein Land so viel
als nur möglich. Dazu hatte er auch alle Ursache. Denn der Adel erhob
wieder trotzig sein Haupt und glaubte bei der großen Jugend des Kurfürsten
die Zeiten der Quitzows erneuern zu können. Mit aller Strenge schritt der
Kurfürst ein uud ließ die Laudbeschädiger bestrafen. Um die Mangelhaftigkeit
der Rechtspflege zu beseitigen, errichtete Joachim im Jahre 1506 das
Kammergericht, das als oberstes Gericht über alle diejenigen zu richten
hatte, die, wie der Adel, den bereits vorhandenen Gerichten nicht unterworfen
waren. Den von seinem Vater gehegten Plan, in Frankfurt a. O. eine
Universität zu gründen, brachte Joachim zur Ausführung. Sie hat für die
Verbreitung der Wissenschaften in der Mark viel Gutes geleistet.
Joachim war ein Gegner der Reformation, obwohl viele seiner Unter¬
tanen und seine eigene Gemahlin Elisabeth der neuen Lehre zuneigten.
Nach seiner Meinung konnte eine Reform der Kirche nur vom Papste und
vom Kaiser ausgehen, und er fürchtete, daß die Lehre Luthers alles um¬
stürzen werde.