366 164. Der deutsch-französische Krieg von 1870—1871 (Schluß).
in der Gegend von Dijon (spr. Dischong — südwestlich vom Elsaß)
sammelte der Italiener Garibaldi aus Abenteurern aller Länder ein
Heer. Dazu wurden die von den Deutschen besetzten Gebiete von
Franctireurs (spr. Frangtirörs) oder Freischützen unsicher gemacht. Das
waren französische Bürger und Bauern, welche, ohne Uniform zu tragen,
aus dem Busch und Hinterhalt hinterrücks auf Deutsche schossen und
dann verschwanden. Doch alle Anstrengungen der Franzosen wurden zu
schänden. Die Nordarmee wurde von General von Mantenffel bei Amiens
(spr. Amiäng nördlich von Paris) besiegt und darauf vou General
von Göben bei St. Quentin (spr. ßüng Kaugtäng — östlich von
Amiens) fast vernichtet. Die Loirearmee schlug Prinz Friedrich Karl
bei Orleans und besonders bei Le Mans (spr. Le Mana — westlich
von Orleans). J
4. (15. 17. Jan. 1871). Der unermüdliche Gambetta
sammelte möglichst viele Trümmer der Loirearmee, verstärkte sie auf
120 000 Mann und stellte sie unter den Oberbefehl des Generals Bonr-
baki (spr. Burbacki). Diese Streitmacht nannte er die Bogefenarmee
und bestimmte sie zu einem kühnen Zuge, durch welchen er dem ganzen
Kriege eine neue Wendung zu geben hoffte. Bonrbaki sollte nämlich von
Südwest in Deutschland eindringen und die Schrecken des Krieges in
unser Land tragen. Dort im Elsaß wachte zwar General Werder, der
Eroberer von Straßburg; aber er gebot nur über 40 000 Mann. Wie
sollte er den dreimal so starken Feind abhalten! Mit banger Sorge
harrte man m Deutschland des Ausgangs. Aber Werder und seine
Badener bewiesen sich als bewunderungswürdige Helden. Die Krieger
gaben sich unter einander das Wort: „Die Franzosen sollen nicht an
unsern Lieben daheim ihren Mutwillen üben; lieber sterben, als sie durch¬
lassen!" Und sie hielten stand, die Tapferen, und zwangen durch die
glorreiche Schlacht bei Belfort (spr. Bellsohr — nahe der Südwest-
grenze des Elsaß) Bourbaki zum Rückzüge. Inzwischen rückte in Eil¬
märschen General von Mantenffel zur Hülfe heran, und nun geriet die
französische Vogesenarmee selbst in die verzweifeltste Lage. Um nicht ge¬
fangen zu werden, flüchtete sie — jetzt nur noch 80 000 todmüde, halb¬
erfrorene Soldaten zählend — über die Juraberge nach der Schweiz, wo
sie aufgenommen, aber entwaffnet wurde. — Garibaldi, der wohl dachte,
daß jetzt an ihn die Reihe kommen werde, verschwand mit seinen Frei¬
scharen. Frankreich hatte kein feldtüchtiges Heer mehr.
5. Kapitulation von Paris (28. Jan. 71). Von Tage zu Tage
von Woche zu Woche hatte Paris auf Entsatz gehofft. Es wurde auch
mancher Ausfall unternommen; denn die Stadt hatte nicht weniger als
400 000 Verteidiger, meist Mobilgarden (Landwehr), in ihren Mauern.
Sie konnte sich jedoch von der furchtbaren Umarmung der Belagerer nicht
befreien. Um den zähen Widerstand zu brechen, begannen die Deutschen
endlich das Bombardement. Bald war eins der Forts erobert, und
nun flogen die deutschen Granaten bis in die Vorstädte von Paris. Das
hatte man sich, da die Entfernung fast eine Meile betrug, nicht träumen
lassen. Die Franzosen waren außer sich, daß die „Barbaren" einen solchen