Full text: Deutsche Geschichte von der Reformation bis auf Friedrich den Großen (Teil 3)

62 
1713 
Kunst und Wissenschaft. Friedrich hat auf diesem Gebiete mehr 
zu stände gebracht, als seine Vorgänger. Seine eigene Neigung wurde 
unterstützt durch die feingebildete kunstsinnige Königin Sophie Charlotte, 
von welcher Leibnitz, der gelehrteste Mann seiner Zeit, sagte, sie sei so 
wißbegierig, daß sie nach dem Warum des Warum frage. In dem von 
ihr erbauten Schlosse zu Charlottenburg sammelte sie einen Kreis gebildeter 
Männer und Frauen, um fern von dem Getriebe des prunkvollen Hof¬ 
lebens ihren Neigungen zu leben. Unter Friedrich wurde Berlin durch 
den Ausbau der Friedrichstraße erweitert und durch hervorragende Gebäude 
verschönt; so durch das königliche Schloß (Schlüter, Eosander*), die lange 
Brücke mit dem herrlichen Standbilde des Großen Kurfürsten (Schlüter), 
das Zeughaus. Er gründete die Akademie der Künste und Wissenschaften, 
die Universität Halle, wo Thomasius zuerst in deutscher Sprache Vor¬ 
lesungen hielt. Dieser trat auch zuerst gegen die Hexenprozesse auf. 
Religiöse Verhältnisse. Auch Friedrich nahm sich der Pro¬ 
testanten an, wo übermäßiger Glanbenseiser sie unterdrückte, und öffnete 
Vertriebenen sein Land. Obwohl streng an dem reformierten Bekenntnisse 
festhaltend, war er doch duldsam gegen Andersglaubende. Am liebsten 
hätte er beide Konfessionen vereinigt. Es gelang ihm das nicht, obgleich 
viele Zeitgenossen mehr Gewicht legten auf einen lebendigen werkthätigen 
Glauben, als aus die feineren Unterschiede einzelner Lehren. Hervorragend 
wirkten Speuer in Berlin und Franke in Halle (die Pietisten). Letzterer 
ist der Gründer des großartigen Waisenhauses und hervorragender Schul- 
anstalten in Halle. 
Lebensende. Nach dem Tode Sophie Charlottes ging der König 
eine neue (dritte) Ehe ein. Diese war nicht glücklich, denn die Königin 
litt an einer Trübung des Geistes. Aufgeregt stürmte sie einst in weißer 
Kleidung iu das Zimmer des kränkelnden Königs und erschreckte ihn zum 
Tode (Sage von der weißen Frau). Bald daraus starb er 1713. 
Der spanische Erbsolgekrieg. Iu Spanien drohte das Habs¬ 
burgische Haus auszusterben**), denn Karl II. war kinderlos. Auf die 
*) Eosander stammte aus Schweden, nannte sich daher Gote, daraus ist irr¬ 
tümlich entstanden: Eosander von Göthe. 
**) Karl I. (V.) + 1558. 
Philipps! 
Philipp III. 
Philipp IV. Anna Maria 
Ludwig XIII. Ferdinand III. 
ffiatIIL " Sr...-reich -g^T 
— 2u6mi0 BV' 
SYT}frrt6 8Intontc otcxri v . 
Ludwig. Philipp V. (Spanien). v Bayern 
ßntotg XV. Joseph Ferdin. von 
Bayern t 1699.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.