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1713
Kunst und Wissenschaft. Friedrich hat auf diesem Gebiete mehr
zu stände gebracht, als seine Vorgänger. Seine eigene Neigung wurde
unterstützt durch die feingebildete kunstsinnige Königin Sophie Charlotte,
von welcher Leibnitz, der gelehrteste Mann seiner Zeit, sagte, sie sei so
wißbegierig, daß sie nach dem Warum des Warum frage. In dem von
ihr erbauten Schlosse zu Charlottenburg sammelte sie einen Kreis gebildeter
Männer und Frauen, um fern von dem Getriebe des prunkvollen Hof¬
lebens ihren Neigungen zu leben. Unter Friedrich wurde Berlin durch
den Ausbau der Friedrichstraße erweitert und durch hervorragende Gebäude
verschönt; so durch das königliche Schloß (Schlüter, Eosander*), die lange
Brücke mit dem herrlichen Standbilde des Großen Kurfürsten (Schlüter),
das Zeughaus. Er gründete die Akademie der Künste und Wissenschaften,
die Universität Halle, wo Thomasius zuerst in deutscher Sprache Vor¬
lesungen hielt. Dieser trat auch zuerst gegen die Hexenprozesse auf.
Religiöse Verhältnisse. Auch Friedrich nahm sich der Pro¬
testanten an, wo übermäßiger Glanbenseiser sie unterdrückte, und öffnete
Vertriebenen sein Land. Obwohl streng an dem reformierten Bekenntnisse
festhaltend, war er doch duldsam gegen Andersglaubende. Am liebsten
hätte er beide Konfessionen vereinigt. Es gelang ihm das nicht, obgleich
viele Zeitgenossen mehr Gewicht legten auf einen lebendigen werkthätigen
Glauben, als aus die feineren Unterschiede einzelner Lehren. Hervorragend
wirkten Speuer in Berlin und Franke in Halle (die Pietisten). Letzterer
ist der Gründer des großartigen Waisenhauses und hervorragender Schul-
anstalten in Halle.
Lebensende. Nach dem Tode Sophie Charlottes ging der König
eine neue (dritte) Ehe ein. Diese war nicht glücklich, denn die Königin
litt an einer Trübung des Geistes. Aufgeregt stürmte sie einst in weißer
Kleidung iu das Zimmer des kränkelnden Königs und erschreckte ihn zum
Tode (Sage von der weißen Frau). Bald daraus starb er 1713.
Der spanische Erbsolgekrieg. Iu Spanien drohte das Habs¬
burgische Haus auszusterben**), denn Karl II. war kinderlos. Auf die
*) Eosander stammte aus Schweden, nannte sich daher Gote, daraus ist irr¬
tümlich entstanden: Eosander von Göthe.
**) Karl I. (V.) + 1558.
Philipps!
Philipp III.
Philipp IV. Anna Maria
Ludwig XIII. Ferdinand III.
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Ludwig. Philipp V. (Spanien). v Bayern
ßntotg XV. Joseph Ferdin. von
Bayern t 1699.