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die Römer schlugen die Bitte ab und rüsteten neue Heere aus.
Nun zogeu die Cimbern und Teutonen durch die Schweiz in das
südliche Gallien, das damals den Römern gehörte. Diese ver¬
suchten zwar, sie auszuhalten, wurden aber in vier großen Schlach¬
ten besiegt. In einer dieser Schlachten, die an der Rhone ge¬
schlagen wurde, kamen 80 000 Römer ums Leben. Nun entstand
gewaltiger Schrecken in Rom; kein römischer Feldherr wollte mehr
den Oberbefehl gegen die gefürchteten Deutschen übernehmen, und
schon machte man sich darauf gefaßt, daß sie in Italien einbrin¬
gen und die Stadt Rom erobern würden. Allein die Cimbern
und Teutonen blieben mehrere Jahre im südlichen Gallien zwischen
dem Genfer See nnd den Rhonemündungen. Von hier ans
machten sie mehrere Kriegszüge nach Spanien.
Im Jahre 102 vor Christi Geburt wählten die Römer den Cajus
Marius zu ihrem Feldherrn. Dieser zog mit einem starken Heere an
die untere Rhone und errichtete ein verschanztes Lager. Er wollte
nämlich seine Soldaten an den schrecklichen Anblick der Deutschen
gewöhnen, bevor er sie in den Kampf führte; denn wenn die
Römer die gewaltigen deutschen Kriegsmänner sahen ober deren
Schlachtgesang hörten, den sie mit dem Rollen des Donners ver¬
glichen, kam Furcht und Schrecken über sie. Vergebens forderten
die Deutschen den Marius mit höhnenden Worten zum Kampfe
heraus; er blieb ruhig in feinem festen Lager. Da kam Uneinig¬
keit unter die Deutschen. Teutoboch, der Führer der Teutonen,
forderte, daß Marius von der ganzen deutschen Macht angegriffen
werde; Bojorix, der Cimbernsührer, dagegen wollte den Kampf
mit Marius vermeiden und nach Italien ziehen. Da keiner von
den Führern nachgab, zog Bojorix mit den Cimbern in die
Alpenländer zurück. Die Teutonen blieben in Gallien und war¬
teten auf die Gelegenheit zur Schlacht mit Marius. Allein
Marius vermied nach wie vor den Kampf. Nun beschlossen die
Teutonen, nach Italien zu ziehen. Sechs Tage dauerte ihr Zug
am römischen Lager vorbei, und höhnend riefen sie den Römern
zu: ..Wir gehen jetzt nach Rom, habt ihr etwas an eure Frauen
zu bestellen?" Die Soldaten des Marius hatten sich indes an den
Anblick der Deutschen gewöhnt; sie hatten die Furcht überwunden
und wünschten zu kämpfen. Marius zog dem Feinbe nach unb holte
ihn bei ber etadt Air ein, brei Meilen nörblich von Marseille. Hier
hatten bte Teutonen an einem kleinen Flusse ihr Lager aufgeschlagen.
Marius lagerte sich auf einem benachbarten Hügel, unb obgleich
feine Solbaten vom Marsche sehr ermüdet waren, mußten sie noch am
Abend einen festen Wall um ihren Lagerplatz auswerfen. Von hier
aus konnten die Römer die Teutonen im Thale unten sehen, wie
sie im Flüßlein badeten und mit Lärm und Gesang zechten. Im
römischen Lager fehlte es an Wasser; eine Abteilung Soldaten