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Fluß, durch deren Anprall die Brückenjoche zerstört wurden. Sie
bauten überdies aus riesigen Felsblöcken und gewaltigen Erdmassen
einen Damm quer durch das Flußbett, auf dem sie den Fluß über¬
schreiten konnten. Da wurde den Römern bange, und sie zogen
sich eilig auf das rechte Ufer des Po zurück. Die Cimbern drangen,
ohne weiteren Widerstand zu finden, in die fruchtbare, wohlauge¬
baute Ebene Oberitaliens ein. Inzwischen war Marius aus
Gallien nach Oberitalien gezogen und vereinigte sein Heer mit dem
des Catulus bei Vercellä. Bojorix schickte Gesandte an den Marius
und forderte Land für die Cimbern und ihre Brüder, die Teutoueu.
Allein Marius gab zur Antwort: „Lasset eure Brüder ruhen, denn
die haben Land von uus bekommen, das sie für alle Zeit be--
halten werden."
Die cimbrischen Gesandten verstanden, was er damit sagen
wollte, aber sie glaubten nicht, daß die Teutonen besiegt worden
waren; deswegen nannten sie den Marius einen Lügner uud
Prahler. Da ließ ihnen Marius den Teutoboch und andere Häupt¬
linge der Teutonen, mit Ketten belastet, vorführen. Sie waren
auf der Flucht von den Alpenbewohnern gefangen genommen und
dem Marius ausgeliefert worden. Als Bojorix dies vernahm,
führte er sein Heer gegen das römische Lager. Er selbst ritt an
den Wall heran und forderte den Marius zum Kampfe heraus.
Südlich uud östlich von Vercellä dehnt sich eine weite Ebene aus;
man nannte sie die „Randifchen" Felder. Marius und Bojorix
kamen überein, daß hier nach drei Tagen die Schlacht geschlagen
werden solle. Es war im Hochsommer. Bojorix stellte am
Morgen des Schlachttages sein Fußvolk zu einem großen Viereck
auf. Die Kriegsleute der vorderen Reihen waren mit Ketten ver¬
bunden. Ihre mannshohen Schilde sollten Schntz gegen die
römischen Wurfspieße gewähren. Die Reiterei, 15 000 Mann stark,
mit glänzenden Harnischen gerüstet, sollte die Römer im Rücken
und auf der Seite angreifen. Als die Cimbern. einem wogenden
Meere gleich, heranstürmten, beteten beide römischen Feldherrn mit
aufgehobenen Händen um den Sieg und ließen dann zum Angriff
blasen. Beide Heere stritten mit dem größten Heldenmut. Den
Römern kamen der Wind und die Sonne zu Hilfe; den Cimbern
wurde der Staub ins Gesicht geweht, und an den Brand der
italienischen Sonne nicht gewöhnt, erlagen sie bald dem Schweiß
und der Ermattung. Ihre Schtachtlinieu wurden durchbrochen, und
da gereichte ihnen die Verkettung der vorderen Reihen nur zum
Verderben; denn jeder, der hier vom Schwert oder Speer getroffen
niedersank, riß seine Nachbarn rechts und links mit zu Boden,
oder hinderte sie wenigstens am Kämpfen. Die furzen Schwerter
der Römer waren im Schlachtgedränge eine furchtbare Waffe.
Vergebens wehrten sich die Cimbern wie Verzweifelte; den Römern