Full text: Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte

— 6 — 
Fluß, durch deren Anprall die Brückenjoche zerstört wurden. Sie 
bauten überdies aus riesigen Felsblöcken und gewaltigen Erdmassen 
einen Damm quer durch das Flußbett, auf dem sie den Fluß über¬ 
schreiten konnten. Da wurde den Römern bange, und sie zogen 
sich eilig auf das rechte Ufer des Po zurück. Die Cimbern drangen, 
ohne weiteren Widerstand zu finden, in die fruchtbare, wohlauge¬ 
baute Ebene Oberitaliens ein. Inzwischen war Marius aus 
Gallien nach Oberitalien gezogen und vereinigte sein Heer mit dem 
des Catulus bei Vercellä. Bojorix schickte Gesandte an den Marius 
und forderte Land für die Cimbern und ihre Brüder, die Teutoueu. 
Allein Marius gab zur Antwort: „Lasset eure Brüder ruhen, denn 
die haben Land von uus bekommen, das sie für alle Zeit be-- 
halten werden." 
Die cimbrischen Gesandten verstanden, was er damit sagen 
wollte, aber sie glaubten nicht, daß die Teutonen besiegt worden 
waren; deswegen nannten sie den Marius einen Lügner uud 
Prahler. Da ließ ihnen Marius den Teutoboch und andere Häupt¬ 
linge der Teutonen, mit Ketten belastet, vorführen. Sie waren 
auf der Flucht von den Alpenbewohnern gefangen genommen und 
dem Marius ausgeliefert worden. Als Bojorix dies vernahm, 
führte er sein Heer gegen das römische Lager. Er selbst ritt an 
den Wall heran und forderte den Marius zum Kampfe heraus. 
Südlich uud östlich von Vercellä dehnt sich eine weite Ebene aus; 
man nannte sie die „Randifchen" Felder. Marius und Bojorix 
kamen überein, daß hier nach drei Tagen die Schlacht geschlagen 
werden solle. Es war im Hochsommer. Bojorix stellte am 
Morgen des Schlachttages sein Fußvolk zu einem großen Viereck 
auf. Die Kriegsleute der vorderen Reihen waren mit Ketten ver¬ 
bunden. Ihre mannshohen Schilde sollten Schntz gegen die 
römischen Wurfspieße gewähren. Die Reiterei, 15 000 Mann stark, 
mit glänzenden Harnischen gerüstet, sollte die Römer im Rücken 
und auf der Seite angreifen. Als die Cimbern. einem wogenden 
Meere gleich, heranstürmten, beteten beide römischen Feldherrn mit 
aufgehobenen Händen um den Sieg und ließen dann zum Angriff 
blasen. Beide Heere stritten mit dem größten Heldenmut. Den 
Römern kamen der Wind und die Sonne zu Hilfe; den Cimbern 
wurde der Staub ins Gesicht geweht, und an den Brand der 
italienischen Sonne nicht gewöhnt, erlagen sie bald dem Schweiß 
und der Ermattung. Ihre Schtachtlinieu wurden durchbrochen, und 
da gereichte ihnen die Verkettung der vorderen Reihen nur zum 
Verderben; denn jeder, der hier vom Schwert oder Speer getroffen 
niedersank, riß seine Nachbarn rechts und links mit zu Boden, 
oder hinderte sie wenigstens am Kämpfen. Die furzen Schwerter 
der Römer waren im Schlachtgedränge eine furchtbare Waffe. 
Vergebens wehrten sich die Cimbern wie Verzweifelte; den Römern
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.