Full text: Auswahl deutscher Gedichte

Neue Zeit. Zweites Blütenalter deutscher Dichtung. 
Gesagt, so geschehn! und da naht sich der Graus 
Und fieht so grau und so schattenhaft aus 
Doch schlürft es und schlampft es aufs beste. 
Das Bier ist verschwunden, die Krüge sind leer; 
Nun saust es und braust es das wütige Heer, 
Ins weile Getal und Gebirge. 
Die Kinderlein ängstlich gen Hause so schnell, 
Gesellt sich zu ihnen der fromme Gesell: 
Ihr Püppchen, nur seid mir nicht traurig! — 
Wir kriegen nun Schelten und Streich bis aufs Blut! 
Nein, keineswegs, alles geht herrlich und gut, 
Nur schweiget und horchet wie Mäusleinn 
Und der es euch anrät, und der es befiehlt, 
Er ist es, der gern mit den Kindelein spielt, 
Der alte Getreue, der Edart. 
Vom Wundermann hat man euch immer erzählt; 
Nur hat die Bestätigung jedem gefehlt; 
Die habt ihr nun köstlich in Händen. 
Sie kommen nach Hause, sie setzen den Krug 
Ein jedes den Eltern bescheiden genug 
Und harren der Schläg' und der Schelten. 
Doch siehe, man kostet: ein herrliches Bier! 
Man trinkt in der Runde schon dreimal und vier 
Und noch nimmt der Krug nicht ein Ende. 
Das Wunder, es dauert zum morgenden Tag; 
Doch fraget, wer immer zu fragen vermag: 
Wie ist's mit den Krügen ergangen? 
Die Mäuslein, sie lächeln, im stillen ergötzt; 
Sie stammeln und stottern und schwatzen zuletzt — 
Und gleich sind vertrocknet die Krüge 
Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Gesicht 
Ein Vater, ein Lehrer, ein Aldermann spricht, 
So horchet und folget ihm pünktlich! 
Und liegt euch das Zünglein in peinlicher Hut, 
Verplaudern ist schädlich, verschweigen ist gut; 
Dann füllt sich das Bier in den Krügen. Joh. Wolfgang v. Goethe 
81. Der Zauberlehrling. 
D der alte Hexenmeister Und nun komm, du alter Besen! 
Sich doch einmal wegbegeben! Nimm die schlechten Lumpenhüllen; 
Und nun sollen seine Geister Bist schon lange Knecht gewesen! 
Auch nach meinem Willen leben. Nun erfülle meinen Willen! 
Seine Wort' und Werke Auf zwei Beinen stehe, 
Merkt' ich, und den Brauch, Oben sei ein Kopf, 
Und mit Geistesstärke Eile nun und gehe 
Tu' ich Wunder auch. Mit dem Wassertopf! 
Walle! walle Walle! walle 
Manche Strecke, Manche Strecke, 
Daß, zum Zwecke, Daß, zum Zwecke, 
Wasser fließe, Wasser fließe, 
Und mit reichem, vollem Schwalle Und mit reichem, vollem Schwalle 
Zu dem Bade sich ergieße. Zu dem Bade sich ergieße.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.